Pfui! der Struwwelpeter/ An den Händen beiden/Ließ er sich nicht schneiden/ Seine Nägel fast ein Jahr;/ Kämmen ließ er sich nicht sein Haar/ Pfui! ruft da ein Jeder:/Garst'ger Struwwelpeter!“ Generationen von Kindern kennen die Geschichten des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann. Am 13. Juni jährte sich sein Geburtstag zum 200. Mal
Wer nicht hören will, muss fühlen: Dieses Erziehungskonzept zeichnet den "Struwwelpeter" aus. So etwa in der Geschichte vom Suppenkaspar, der das Essen verweigert.
Er ist wahrscheinlich der erste Anorektiker der Literatur. Hoffmann, der selbst als leitender Arzt der Frankfurter „Anstalt für Irre und Epileptische“ arbeitete, hat hier möglicherweise einen Krankheitsfall aus der eigenen Praxis verarbeitet.
Brutale Pädagogik: So wie der Suppenkaspar am Ende verhungert, wird Konrad dem Daumenlutscher der Daumen abgeschnitten und Pauline verbrennt, weil sie mit dem Feuerzeug spielt.
Der "Struwwelpeter" hat weltweit Karriere gemacht: Die Geschichten wurden in 40 Sprachen übersetzt, zudem gibt es rund 50 Mundartversionen.
Viele Pädagogen und Therapeuten halten das Werk für gänzlich ungeeignet für Kinder. Hoffmann wollte eigentlich den Schrecken der Kinder durch ein schreckliches Bild mildern. Denn seine allerersten Figuren sollten Kinder beruhigen, die vor ihm, dem Arzt, panische Angst hatten.
Anlässlich des 200. Geburtstags des Autors wird in Frankfurt am Main vom 29. April bis 20. September der Heinrich-Hoffmann-Sommer 2009 gefeiert. Acht Ausstellungen und ein Rahmenprogramm sollen die Besucher begeistern.
(c) AP (Historisches Museum Frankfurt am Main)
Der Struwwelpeter erfuhr auch "Umarbeitungen": Etwa die englische Parodie von Robert und Philip Spence. Ihre politische Satire "Struwwelhitler - A Nazi Story Book by Doktor Schrecklichkeit" erschien 1941 und war ein Beitrag zum "Daily Sketch War Relief Fund", der die britischen Truppen und die Opfer des deutschen Luftkriegs unterstützte.
(c) Amazon Buchcover
1970 erschien das antiautoritäre Gegenstück des Struwwelpeter, der Antistruwwelpeter von F.K. Waechter. Darin prangert der Autor gesellschaftliche Tabus und repressive Erziehungsmaßnahmen an.
Hoffmann konnte nicht besonders gut zeichnen, wie man an diesem Bild aus der Erstausgabe sehen kann. Auch die Reime waren oft sehr holprig. Dem Siegeszug seines Buches tat dies keinen Abbruch. Er hatte einen Nerv getroffen.
Wer nicht hören will, muss fühlen
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.