Jane Fonda: "Guter Friseur, gutes Make-up"

Cast member Fonda poses at the premiere of 'Youth' at Directors Guild of America in Los Angeles
Cast member Fonda poses at the premiere of 'Youth' at Directors Guild of America in Los AngelesREUTERS
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Sie war Barbarella, Fitness-Ikone, hatte sich schon zurückgezogen – und ist inzwischen als Schauspielerin wieder da, gerade in Paolo Sorrentinos Film "Ewige Jugend".

Ms Fonda, sind Sie wirklich 77 Jahre alt?

Jane Fonda: Ja.

Wie schaffen Sie es, so gut auszusehen?

Ganz ehrlich gesagt: Ich habe gute Leute für meine Frisur und mein Make-up. Ohne gute Schminke und gutes Licht wird schnell klar, dass ich ein gewisses Alter erreicht habe. Aber auch hier arbeite ich sehr daran, gesund zu sein, indem ich mich gesund ernähre und auf die Zutaten achte. Ich bin auch körperlich noch immer sehr aktiv, ich walke, fahre Fahrrad, mache Yoga.

Wie lautet Ihre persönliche Definition für Jugend, und wann hat sich die Jugend aus Ihrem Leben verabschiedet?

Dieser Film sagt etwas über das Altern aus, mit dem ich sehr übereinstimme: Alter ist eine Frage der Einstellung. Wenn du in deinem Leben noch für etwas Leidenschaft aufbringst – wie Michael Caines Figur oder die des Fußballers, den ein Ball förmlich wieder zum Leben erwachen lässt – dann halt dich das jung. Selbst meine Figur Brenda hat ein genaues Ziel vor Augen, für das sie brennt. Du bleibst in deinem Geist und deinem Wesen jung und vital, wenn du Leidenschaft für etwas empfindest. Und ich tue das.

Das sieht man Ihrem Auftritt an, dem Paukenschlag in „Ewige Jugend“: Sie spielen die greise, aufgedonnerte Jugendliebe der beiden Männer, mit dick getuschten Wimpern und schmuckbehängt. Ist so ein Aufzug eine Art Rüstung? Geht Alter mit Verletzlichkeit einher?

Ich empfinde diese alte Frau als sehr verletzbar, sie benutzt ihr dickes Make-up wie eine Maske, hinter der sie sich verschanzt. Doch eigentlich kann man trotz ihrer Schutzschicht noch ihre Verletzlichkeit genau erkennen. Genau das war der Reiz für mich an diesem Kurzauftritt.

Wie empfinden Sie es, wenn viele Frauen schon über die 40 lamentieren?

Den vierzigsten Geburtstag fand ich auch schwierig. Den Fünfzigsten ebenso. Der Sechzigste war der beste, das war wirklich fantastisch. Und: Er erwies sich als Anfang. Damals fing ich auch an, meine Memoiren zu schreiben. Ich teilte sie in drei Akte ein, die jeweils 30 Jahre umfassen. Und ich begann damit, als mein dritter und letzter Lebensakt seinen Anfang nahm – im Alter von 60 Jahren. Und ich nenne diesen Abschnitt den Anfang, denn so fühlt er sich an. Aber ich habe auch hart daran gearbeitet, diesen Zustand zu erreichen.

Wie das?

Ich habe mich immer bemüht, ein besserer Mensch zu werden. Ich habe gelernt, meine Schwächen zu überwinden. Ich habe mich meinen Dämonen gestellt. Ich habe viel darüber nachgedacht, wie ich diesen letzten Akt meines Lebens verbringen möchte, wie ich in diesen letzten 30 Jahren – oder jetzt noch 20 Jahren – sein möchte. Insofern habe ich hart dafür gearbeitet, um mich wohl in meiner Haut zu fühlen.

Was sind Ihre größten Schwächen?

Die Angst davor, Menschen zu nah an mich herankommen zu lassen. Angst vor Nähe, vor Intimität. Darum fühlte ich mich meist zu Männern hingezogen, die nicht von sich aus sagten „Komm' her, trau' dich nur, mich zu fordern, ich bin für dich da. Wo bleibst du?“, weil sie selbst nicht in der Lage waren, aus sich herauszugehen. Ich habe hart daran gearbeitet, die Angst vor Intimität hinter mir zu lassen. Diese Art von Angst entwickelt man wohl, wenn man noch sehr jung ist. Da kann Intimität zu etwas Gefährlichem werden, was du vermeiden willst. Ich wusste, als ich mit 60 den dritten Akt meines Lebens begann, dass ich so nicht sterben wollte. Ich wollte vor meinem Tod dazu in der Lage sein, intensive Beziehungen haben zu können – zu meinen Freunden, den Kindern und meinen Geliebten.

Die Probleme um unsere Beziehungsfähigkeit begleiten uns ein Leben lang. Und generieren Dramen wie Komödien.

Ja, ich glaube auch, dass es sich dabei um ein universelles Problem handelt. Meist denken die Menschen sich so etwas wie: „Das ist wohl mein Schicksal.“ Aber ich glaube nicht an das Schicksal. Ich glaube, dass man diese Dinge überwinden kann, wenn man es nur versucht. Dazu muss man sich allerdings sehr gründlich mit seinem Leben auseinandersetzen und lernen, seine Eltern zu verstehen – warum sie so geworden sind, wie sie sind. Außerdem gehört dazu, sich selbst vergeben zu können. Vergebung ist überhaupt ein wichtiger Bestandteil.

Steckbrief

Jane Fonda
wurde 1937 in New York geboren. Die Schauspielerin ist zweifache Oscar-Preisträgerin (1972 für „Klute“ und 1979 für „Coming Home – Sie kehren heim“), hat sich gegen den Vietnamkrieg engagiert und war in den 1980er-Jahren für ihre Fitnessvideos bekannt. Seit 2005 ist sie wieder als Schauspielerin tätig. Aktuell ist sie in dem Film „Ewige Jugend“ zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2015)

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