Nach Kritik: Wien hebt Standards für Kindergruppen an

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Die mehr als 600 privaten Kindergruppen müssen sich erstmals an einen Ausbildungsplan halten. Die Ausbildung der Betreuer wird strenger.

Die Stadt Wien hebt - nicht zuletzt aufgrund der teils heftigen Kritik in den vergangenen Wochen - die Standards für die Kinderbetreuung an. Konkret wird der bisher nur für Kindergärten verpflichtende Bildungsplan auch für die mehr als 600 privat geführten Kindergruppen gesetzlich verankert. Das wurde am Freitag im Landtag beschlossen. Auch die Betreuer-Ausbildung wird strenger.

Der Wiener Bildungsplan regelt grob gesagt die pädagogischen Rahmenbedingungen bzw. Vorgaben für die Kinderbetreuung. Damit soll gewährleistet werden, dass der Nachwuchs diverse Kompetenzen - von Bewegung über soziale Beziehungen und Kreativität bis hin zur Sprachbeherrschung - vermittelt bekommt. Die Einhaltung spielt eine wesentliche Rolle bei Kontrollen der Einrichtungen durch das Magistrat.

Bisher galt der Bildungsplan nur für Kindergärten sowie für fünfjährige Kids in Kindergruppen. Künftig wird er dank der beschlossenen Änderung des Tagesbetreuungsgesetzes, dem alle Fraktionen mit Ausnahme der FPÖ zustimmten, für alle Kinder gelten. Die zuständige Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) sprach im Landtag von einem "wichtigen ersten Schritt zur pädagogischen Qualität in den Wiener Kindergruppen".

400 statt 90 Ausbildungsstunden

Ein weiterer soll bald folgen: Auf Basis des neuen Gesetzes sollen per Verordnung die Ausbildungsstandards für Gruppenbetreuer angehoben werden. Künftig brauchen diese 400 Stunden Ausbildung - 240 in der Theorie und 160 in der Praxis - statt der bisher gesetzlich vorgeschriebenen 90 Stunden. Eine schriftliche Seminararbeit und eine kommissionelle mündliche Prüfung werden ebenso Pflicht wie mindestens 20 Stunden Fortbildung pro Jahr. Die Regelungen gelten nicht rückwirkend - und somit nur für Betreuer, die neu mit der Ausbildung beginnen, sagte Wehsely. Die Ausbildungsstätten müssen außerdem ihre Lehrpläne per Bescheid vom Magistrat genehmigen lassen.

In Wien gibt es laut Büro der Ressortchefin derzeit mehr als 600 Kindergruppen. Sie sind allesamt privat geführt. Anders als Kindergärten, die mehrere Gruppen führen dürfen, werden Kindergruppen einzeln bewilligt. Wobei an einem Standort höchstens zwei Gruppen - wenn auch räumlich und organisatorisch getrennt - untergebracht sein dürfen. Kindergärten dürfen zwischen 15 und 25 Kinder pro Gruppe unterbringen, bei Kindergruppen sind es maximal 14 Kinder.

(APA)

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