Neue Vorwürfe: Drogen- und Sexpartys in Wiener Kindergarten?

Rund um das Kindergarten-Netzwerk von Abdullah P., das wegen vermuteten Förder-Betrugs durchleuchtet wird, gibt es neue Vorwürfe.

Brisante, bisher nicht bekannte Vorwürfe gibt es im Kriminalfall rund um das Kindergarten-Netzwerk von Abdullah P., das wegen vermuteten Förder-Betrugs in großem Stil von der Staatsanwaltschaft Wien durchleuchtet wird. In den Räumlichkeiten eines jahrelang von der MA10 subventionierten Kindergartens in der Romanogasse in Wien-Brigittenau sollen Drogen- und Sexpartys stattgefunden haben.

Die entsprechenden Angaben stammen von einem Mann, der seinen Angaben zufolge von November 2014 bis Mai 2015 mit einem Mitarbeiter des KIBIZ (Kinder Bildungs- und Integrationszentrum) liiert war, das als Hauptquartier der von Abdullah P. geschaffenen Organisation gilt. Nach Gründung zahlreicher Vereine und auf Vorlage gefälschter Gemeinnützigkeitsbestätigungen sowie vorgeschobener "Strohmänner" wurden von den Wiener Kindergärten (MA10) zunächst Anstoßförderungen und danach Vollförderungen in das Netzwerk - die Anklagebehörde prüft, ob es sich dabei um eine kriminelle Vereinigung handelt - gepumpt. Bei der Abwicklung mit der MA10 wurde laut Verdachtslage mit Scheinrechnungen und Scheinanmeldungen operiert. Es sollen weit weniger Kinder betreut worden sein, als man den Behörden gegenüber angegeben hatte. Überdies wurden dem Vernehmen nach wiederholt nicht erbrachte Leistungen verrechnet.

Allein das KIBIZ kassierte von Mai 2013 bis Mai 2015 eine Vollförderung von nicht weniger als 1,8 Millionen Euro. Acht Gruppen mit jeweils 20 bis 25 Kindern waren dort gemeldet. Was sich nach Betriebsschluss abgespielt haben dürfte, schilderte ein 26-jähriger Mann im vergangenen September in zwei polizeilichen Einvernahmen. Demnach lernte der 26-Jährige über eine Dating-Plattform einen Mann kennen, der beruflich im KIBIZ tätig war und zudem eine offizielle Funktion im Verein innehatte.

Nachdem es in einem Nebenraum im Kindergarten zu ersten sexuellen Kontakten kam, gingen die beiden Männer eine mehrmonatige Beziehung ein. Der neue Freund soll dem 26-Jährigen in dieser Zeit berichtet haben, dass er in der Romanogasse mit seinem Chef regelmäßig Sexpartys feiere, wobei auch Drogen konsumiert würden. Dem Polizeiprotokoll zufolge schilderte der 26-Jährige in seiner Einvernahme ausführlich, wie man die Teilnehmer der Partys fand, wer sich daran beteiligte und dass die Putzfrau eines Tages in einer Schublade weißes Pulver und Spritzen entdeckte.

Von der Anklagebehörde wurde nach Bekanntwerden dieser Aussage auch ein Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung eingeleitet. Dieses wurde allerdings eingestellt, teilte Behördensprecherin Nina Bussek der Austria Presseagentur mit. Die Darstellung des in diesem Zusammenhang als Beschuldigter geführten Verdächtigen, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, ließ sich nicht widerlegen.

Dass in der Romanogasse Drogen eine gewisse Rolle gespielt haben dürften, belegt außerdem ein Suchtgift-Fund, über den der "Kurier" am Donnerstagnachmittag in seiner Online-Ausgabe berichtete. Demnach wurden im vergangenen Jänner bei der Durchsuchung einer Lagerhalle in Wien-Simmering 970 Cannabis-Pflanzen sichergestellt. Mieter der Halle war der auf Erwachsenenbildung ausgerichtete, ebenfalls in der Romanogasse niedergelassene Verein ERBIZ, der sich laut "Kurier" seit Dezember 2015 im Konkurs befindet. Abdullah P. hatte seinen eigenen Angaben zufolge die Absicht, in dem Gebäude in der Romanogasse einen islamischen "Bildungscampus" zu betreiben.

(APA)

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