Kindergärten sorgen sich, dass sie Kinder beurteilen sollen

Symbolbild Kindergarten
Symbolbild KindergartenDie Presse/Clemens Fabry
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Der Bildungskompass soll bald veröffentlicht werden. Er soll in seinem Endausbau die gesamte Bildungskarriere begleiten.

Wien. Nur noch wenige Wochen, dann soll ein weiterer Teil der vor fast einem Dreivierteljahr paktierten Bildungsreform stehen: Ende Juli will Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) das Konzept für den Bildungskompass vorlegen, der die Entwicklung der Kinder ab dreieinhalb Jahren dokumentieren soll. Dass der Endspurt in die richtige Richtung geht, hofft Raphaela Keller vom Dachverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen, die in der Expertengruppe mitgearbeitet hat.

Die Arbeitsgruppe, die seit April unter Anleitung des Charlotte-Bühler-Instituts an einem Konzept feilt, „ist sich sehr einig, was ein Bildungskompass sein kann und was er nicht sein darf“. Was man sich vorstelle: eine Mischung aus einem Portfolio, in dem das Kind mithilfe der Pädagogen selbst Entwicklungsschritte dokumentiert, und der Beobachtung durch die Pädagogen. Letzteres allerdings nicht standardisiert, sondern die Pädagogen sollen aus einem Pool von Beobachtungsinstrumenten das auswählen, was sie für das geeignetste halten. Keinesfalls sein dürfe es eine Art von Zeugnis.

Individualität im Zentrum?

„Meine persönliche Sorge ist, dass bei der nächsten Verhandlungsrunde zwischen Ministerin und den Ländern dann vielleicht doch eine Art Beurteilungssystem durchkommt“, sagt Keller zur „Presse“. Die Länder würden sich nämlich klare Regelungen wünschen. „Da ist zu befürchten, dass die Individualität des Kindes nicht mehr im Mittelpunkt steht.“ Allerdings lasse sie sich gern eines Besseren belehren, so Keller.

Der Bildungskompass soll in seinem Endausbau die gesamte Bildungskarriere begleiten. In einem ersten Schritt soll mit dem Kindergarten gestartet werden. Die Dokumentation sollen Eltern auch bei der Schuleinschreibung mitbringen.(beba)

(Print-Ausgabe, 06.07.2016)

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