Number26: Banklizenz bringt Freiheit

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Bargeld(c) Erwin Wodicka
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Sie soll schnellere IT-Systeme und die weltweite Expansion ermöglichen.

Wien.Das österreichische Banken-Start-up Number26 ist seinem erklärten Ziel, zur ersten paneuropäischen Online-Bank aufzusteigen, am Donnerstag einen Schritt näher gekommen. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin, das mit Gratis-Girokonten für Online- und Mobilgeräte wirbt, berichtete, von der Europäischen Zentralbank nach neunmonatiger Wartephase eine Vollbanklizenz erhalten zu haben.

Bis dato wurden die Transaktionen für die mittlerweile 200.000 Kunden in den acht europäischen Märkten über die deutsche Wirecard Bank abgewickelt. „Es war klar, dass wir zu einem gewissen Zeitpunkt in die Selbstständigkeit gehen“, sagt der Wiener Gründer Valentin Stalf. Das sei mit der Partnerbank vertraglich vereinbart gewesen. Die Kundenkonten sollen bis Jahresende übersiedeln. Das Unternehmen, das mit Lizenzerhalt nur mehr unter N26 firmiert, strebe nicht nur die wirtschaftliche, sondern vor allem eine technologische Unabhängigkeit an. Man sei bisher oft an die Grenzen des traditionellen IT-Systems der deutschen Volksbankengruppe aus den 1990ern gestoßen, erzählt Stalf.

Tausche alte gegen neue IT

Mit der selbst entwickelten IT, die man nun als selbstständige Bank nützen kann, will das Start-up vollautomatisierte Produkte anbieten: Bis Ende des Jahres soll etwa ein Echtzeitkredit für Konsumenten angeboten werden, bei dem innerhalb von „zwei Sekunden“ die Vergabe absegnet wird.

Die Banklizenz ist laut Stalf auch Basis für die internationale Expansion – kürzlich schloss er im Gespräch mit der „Presse“ auch den Gang in die USA nicht aus. Mittelfristig liegt der Fokus aber auf dem Ausbau des europäischen Markts. Dabei hilft die zweite Finanzspritze von 40 Mio. Dollar Risikokapital, die das Start-up vor einem Monat lukrieren konnte. Der Kapitalpolster wuchs damit auf 53 Mio. Dollar. Ende des Jahres will N26 entscheiden, ob es den britischen Markt in Angriff nimmt. Der drohende Brexit ändere grundsätzlich nichts an der Entscheidung, so Stalf: „Als Start-up sind wir an Unsicherheiten gewöhnt.“ Die zwei Jahre, die die Austrittsverhandlungen dauern werden, sehe er als persönliche Testphase auf der Insel. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2016)

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