Antike Weltvermessung

Alter Kompass mit Landkarte
Alter Kompass mit Landkarte(c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at (Erwin Wodicka - wodicka@aon.at)
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Als älteste Weltkarte gilt eine akkadische Tontafel, ca. 2200 v. Chr.

Versuche, nicht nur eine Siedlung oder eine Region, sondern die – jeweils bekannte – Welt als Karte abzubilden, gab es wohl schon in der Urgeschichte, sie sind aber praktisch nicht dokumentiert. Als älteste Darstellung gilt eine Tontafel aus der akkadischen Stadt Nuzi (heute Jorgan Tepe bei Kirkuk, Irak), datiert auf 2300 bis 2200 vor Christus. Sie zeigt Berge, Flüsse und Städte Nordmesopotamiens, das als Erdscheibe im kosmischen Meer schwimmt. Ähnlich ist die steinerne babylonische Weltkarte aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. Sie zeugt indes auch davon, dass man Karten oft nicht an der Realität, sondern der Politik bzw. Willkür orientierte, denn auf ihr fehlen in Babylon durchaus bekannte Völker wie Perser und Ägypter.

Griechen wie Anaximander und Hekataios von Milet zeigten im 6. Jh. v. Chr. die Erde als runde, fast embryonale Verschmelzung von Europa, Afrika und Asien mit dem Mittelmeer im Zentrum und dem Weltenmeer ringsum. Sie sind aber nicht erhalten, sondern wurden rekonstruiert. Auch auf römische Karten schließt man nur indirekt, etwa durch die Tabula Peutingeriana (12. Jh.), die sich als Produkt einer Kette von Kopien einer Römerkarte von 375 versteht. Die Römer hielten wenig von topografisch- und himmelsrichtungskorrekter Darstellung, ihre Karten zeigten primär Straßen und wie man über sie von einem Ort zum nächsten kommt. Die Lage der Orte war sekundär, diese Karten ähnelten schematischen Grafiken von U-Bahn-Netzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2016)

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