Alt-Wien-Kindergärten müssen zusperren

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THEMENBILD: 'ALT WIEN'-KINDERGARTENAPA/HELMUT FOHRINGER
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Die Stadt Wien konnte mit dem Alt-Wien-Verantwortlichen keine Einigung erzielen. Es wird daher kein Geld mehr geben. 2300 Kinder brauchen einen neuen Kindergartenplatz.

Wien. Nach langem Hin und Her ist es seit gestern, Donnerstag, 17.31 Uhr amtlich: Die Rettung der Alt-Wien-Kindergärten ist definitiv gescheitert. Die Stadt Wien und der Alt-Wien-Verantwortliche, Richard Wenzel, haben keine Einigung gefunden. Es wird also kein weiteres Geld der Stadt an die 33 Standorte der Alt-Wien-Kindergärten fließen. Damit ist der Betrieb nur noch im August gesichert. Mit September werden die Kindergärten, in denen 2300 Kinder betreut werden und 300 Mitarbeiter beschäftigt sind, vermutlich schließen.

„Mit großem Bedauern“ müsse man das Scheitern der Verhandlungen verkünden, hieß es vonseiten der zuständigen Magistratsabteilung 10 (Wiener Kindergärten). Wenzel habe „nur widersprüchliche Aussagen getätigt“. Eigentlich hätte er bis Mittwoch um 23.59 Uhr eine Bankgarantie in der Höhe von 6,6 Millionen Euro vorlegen müssen, um die Zukunft seiner Kindergärten zu sichern. Doch schon im Lauf des Mittwochs zeichneten sich Schwierigkeiten ab. Wenzel beteuerte zwar, dass er die Besicherung der Bank habe. Es gebe aber einen kleinen Haken: Die Bank fordere für die Ausstellung des Kredits eine Garantie über „ein Fortbestehen der Zusammenarbeit zwischen Alt-Wien und der Stadt Wien“. Das lehnte die Stadt ab. Man könne keine Blankogarantie abgeben.

Wenzel habe im Endeffekt keine der drei gestellten Forderungen fristgerecht erfüllt, sagt Daniela Cochlar, die Leiterin der MA 10. Die Bankgarantie über die 6,6 Millionen Euro sei nicht eingetroffen. Um 23.19 Uhr habe sie lediglich ein nicht rechtsverbindliches Schreiben einer Bank erreicht. Das sei jedoch zu wenig. Ebenfalls schuldig blieb Wenzel die ausständige Jahresabrechnung 2015 sowie eine Bestätigung über den angekündigten Austausch des Vorstands. „Nach wie vor haben wir keinen Vereinsregisterauszug erhalten, der den Wechsel im Vorstand bestätigt“, so Cochlar.

Die Stadt geht mit Wenzel hart ins Gericht: „Sein Vorgehen ist scharf zu kritisieren, er spielt mit den Sorgen der Menschen. Das ist verantwortungslos und schafft Verunsicherung. Er hat wiederholt gegenüber Eltern, MitarbeiterInnen und den Medien etwas behauptet, was seinen wahren Handlungen widersprochen hat.“
Tatsächlich hielt das Gezerre rund um die Alt-Wien-Kindergärten die betroffenen Eltern, Pädagogen und die Öffentlichkeit mehr als eine Woche lang in Atem. Am Montag der Vorwoche verkündete die Stadt, die Förderungen zu stoppen. Als Grund dafür gab die Stadt „schwerwiegende Verstöße“ des privaten Kindergartenbetreibers an. Wenzel soll rund 6,6 Millionen Euro zu Unrecht bezogen haben. Das Geld dürfte in ein Haus in Penzing, in dem sich neben Kindergartenräumlichkeiten auch Wohnungen befinden, sowie in ein in Familienbesitz befindliches Schloss in Bad Aussee und in eine Reit- und Ballettschule geflossen sein.

Immer wieder machte die Stadt Wien Zugeständnisse – wohl auch, weil mit Alt-Wien erstmals einem großen privaten Kindergartenbetreiber die Förderungen gestrichen werden und somit viele Kinder, Eltern und Pädagogen betroffen sind. Wenzel hatte ein Druckmittel in der Hand. Er kündigte stets an, dass er die 33 Standorte ohne die Fördergelder der Stadt schließen werde. Im August ist nun der Betrieb noch gesichert. Ab September werden die Alt-Wien-Kindergärten aber vermutlich geschlossen bleiben.

Eltern suchen neue Plätze

Die Eltern müssen sich nun auf die Suche nach Alternativen für ihre Kinder machen. Eine gute Nachricht gibt es dabei: Sowohl in städtischen Kindergärten als auch bei den großen privaten Trägern gibt es noch Plätze. Was nicht garantiert werden kann, ist ein Platz in einem Kindergarten in Wohnortnähe. „Man muss damit rechnen, dass der neue Kindergarten nicht vor der Haustür liegt“, sagt Cochlar zur „Presse“. Eltern können sich unter der Telefonnummer 01/277 55 55 informieren.

Auch für die Mitarbeiter gibt es einen Hoffnungsschimmer. Einige Privateinrichtungen kündigten an, dass man stets auf der Suche nach gutem Personal sei und Bewerbungen mit Freude entgegennehme.

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