Sie sind in der hörenden wie auch in der gehörlosen Welt zu Hause - und gehören dadurch manchmal in keiner ganz dazu: Die meisten Kinder tauber Eltern können ganz normal hören. Unter den Barrieren, auf die Gehörlose stoßen, leiden aber auch sie.
Als Isabella Rausch drei Jahre alt war, rief sie bei Gericht an, um einen Termin für ihre Eltern zu verschieben. „Ich kann mich noch erinnern, wie klein ich war und wie hoch oben das Telefon“, erzählt sie heute. Einige Jahre später war sie beim Elternsprechtag für ihren kleinen Bruder dabei. „Er ist so frech, er wird suspendiert“, sagte die Direktorin. Und: „Sie müssen härter eingreifen.“ Isabella Rausch, die ihren Bruder in Schutz nehmen wollte, übersetzte für ihre Mutter in Gebärdensprache: „Er war halt ein bisschen schlimm. Er muss braver werden.“
Die Rolle der Familiensprecherin übernahm sie schon früh. „Es gab keinen Tag, an dem ich nicht vermittelt habe“, erzählt sie. Die heute Vierzigjährige ist als älteste Tochter von gehörlosen Eltern in einem Gemeindebau in Wien-Simmering aufgewachsen. Ihre Muttersprache ist die österreichische Gebärdensprache (ÖGS). Zu Hause wurde gebärdet, mit den Großeltern gesprochen, die Geschwister verwendeten untereinander eine Mischform.