Wissen im Praxistest

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Ein einschlägiges Berufspraktikum ist Teil des FH-Studiums. Es bringt wertvolle Erfahrung, bessere Jobaussichten und liefert Inputs für das weitere Studium.

Berufsvorbereitung und Nähe zur Praxis gehören zu den Grundprinzipien der Fachhochschul-Ausbildung. Darauf sind nicht nur die Lehrinhalte abgestimmt, in praktisch jedem FH-Vollzeitstudium ist auch ein verpflichtendes Berufspraktikum vorgesehen. Die Mindestdauer für ein solches Praktikum beträgt drei Monate, es kann aber auch ein ganzes Semester dauern. Dabei soll fachliche Erfahrung im angestrebten Tätigkeitsfeld gesammelt werden. Daher sind Praktika im Rahmen eines FH-Studiums immer einem konkreten Ziel oder Projekt gewidmet und in der zweiten Hälfte des dreijährigen Bachelorstudiums angesiedelt. So verfügen die Studierenden schon über ausreichende facheinschlägige Kenntnisse, die sie auf dem Praktikums-Arbeitsplatz einbringen können. Nur bei berufsbegleitenden Studiengängen kann ein eigenes Praktikum entfallen, und zwar für alle Studierenden, die eine einschlägige Berufstätigkeit nachweisen können.

»Mein Praktikum am Institute for Integrative Cancer Research des MIT war eine unbezahlbare Erfahrung.«

Konstantin Krismer Bachelorstudiengang Medizin- und Bioinformatik, FH Oberösterreich

Wichtig für die Auswahl: Der Praktikumsplatz soll eigenen Wünschen und Fähigkeiten entsprechen.

Alle anderen FH-Studenten müssen im Laufe ihrer Ausbildung ein adäquates Berufspraktikum absolvieren. Bei der Suche nach einem entsprechenden Praktikumsplatz sollte man zuallererst überlegen, welche Tätigkeit zu den eigenen Wünschen und Talenten passt und in welchem Umfeld man sich wohlfühlt. Je besser diese Kriterien erfüllt sind, desto mehr wird man von der Zeit im Betrieb profitieren. Auch die „Verwertbarkeit“ bei der späteren Jobsuche spielt eine Rolle. Hier gilt: Große Firmen mit klingenden Namen machen sich oft im Lebenslauf besonders gut. Kleine Betriebe wiederum fördern durch ihre meist flachen Hierarchien das eigenverantwortliche Arbeiten, man erhält unter Umständen verantwortungsvollere Aufgaben und auch leichter Einblicke in verschiedene Bereiche. Allgemeine Vorschriften gibt es bezüglich Firmengröße keine, selbst in Familienbetrieben sind Berufspraktika möglich – allerdings immer unter der Voraussetzung, dass dort ein konkretes Projekt verfolgt werden kann, das zu den Inhalten des jeweiligen Studiengangs passt.

Fachhochschulen sind gut vernetzt und unterstützen die Studierenden bei der Suche nach Praktikumsplätzen.

Bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz können FH-Studierende natürlich auf die Unterstützung ihrer Fachhochschule zählen. Durch die üblicherweise sehr enge Verflechtung der Fachhochschulen mit der Wirtschaft verfügen diese über ein Netzwerk kooperierender Unternehmen, die in der Regel langjährige Erfahrungen mit FH-Studierenden haben. Das soll jedoch niemanden abhalten, sich in Eigenregie nach interessanten Betrieben oder Institutionen umzusehen – wie im späteren Berufsleben wird Eigeninitiative immer gern gesehen. Neben Initiativbewerbungen direkt an interessant erscheinende Unternehmen sind etwa Karrieremessen oder ähnliche Veranstaltungen eine gute Gelegenheit, mit Vertretern von Unternehmen in Kontakt zu treten und seine Fühler nach Praktikumsplätzen auszustrecken. Immer mehr Unternehmen nutzen auch ihre Präsenz auf Social-Media-Portalen wie Facebook, um auf Praktikumsplätze aufmerksam zu machen.

»Das Praktikum hat mir vielfältige Einblicke in die Arbeitswelt als Technikerin ermöglicht – eine tolle Erfahrung!«

Jana Finzel, BSc Bachelorstudiengang Sports Equipment Technology, FH Technikum Wien

Inputs aus dem Berufspraktikum fließen in die Lehrinhalte ein und liefern Themen für Seminar- und Abschlussarbeiten.

Das Berufspraktikum ist integraler Bestandteil des Studienplans. Es wird daher auch von einer Lehrveranstaltung begleitet und an der Fachhochschule evaluiert. Nicht selten fließen Erfahrungen daraus auch in eine Bachelorarbeit ein oder geben den Impuls für ein bestimmtes Thema. Wer berufsbegleitend studiert, kann sich seine Tätigkeit auch für das Praktikum anrechnen lassen – vorausgesetzt der Job ist einer Branche zuzuordnen, für die das gewählte FH-Studium das nötige Rüstzeug vermittelt. Ob diese Voraussetzungen erfüllt sind, wird zuvor von der Fachhochschule geprüft. Die Letztentscheidung obliegt dabei immer der jeweiligen Studiengangsleitung. Auch das Masterstudium, das in erster Linie der wissenschaftlichen Vertiefung dient, bietet in zahlreichen Studiengängen die Möglichkeit, praktisch tätig zu sein. Eine sehr attraktive Variante sind berufsintegrierte Modelle für Vollzeitstudierende: Sie erlauben eine Kombination von Beruf und Studium auch bei Vollzeit-Studiengängen, indem beispielsweise an drei Tagen der Woche Projekte in Unternehmen durchgeführt werden und in den restlichen beiden Tagen an der Fachhochschule die nötigen Vorlesungen, Übungen und Seminare zu absolvieren sind.


Praktika im Ausland bieten Gelegenheit, außergewöhnliche Erfahrungen zu sammeln und die multikulturelle Kommunikation zu trainieren.

Besonders bereichernd kann ein Praktikum sein, wenn es im Ausland absolviert wird. In diesem Fall steht bei der Organisation in der Regel das International Office der jeweiligen Fachhochschule mit Rat und Tat zur Seite. Oft kann bei der Auswahl der jeweiligen Stelle auf einen Pool von bis zu hunderten Partnerunternehmen und -organisationen zurückgegriffen werden, mit denen Kooperationen oder Austauschverträge bestehen. Dabei muss man sich nicht notwendigerweise auf EU-Länder beschränken, es kommen auch die exotischeren Winkel der Welt, von Australien bis Südamerika, infrage. Allerdings: Je ausgefallener das Wunschziel, desto früher sollte man mit der Bewerbung und sonstigen Vorbereitungen beginnen. Auch im Rahmen des EU-Programms Erasmus etwa besteht die Möglichkeit, einen finanziellen Zuschuss zum Auslandspraktikum zu bekommen. Wer seinen Antrag fristgerecht einreicht, hat gute Karten. Aber ob weit weg oder im Nachbarland – es macht sich im Lebenslauf immer bestens. Ein erfolgreich absolviertes Auslandspraktikum ist der beste Nachweis für Initiative, Flexibilität und die heute unverzichtbare Fähigkeit, interkulturell zu kommunizieren und in multinationalen Teams zu arbeiten.

»Das internationale Berufspraktikum bietet die Chance der Erweiterung der eigenen Kompetenzen.«

Wolfgang Körösz Bachelorstudiengang Militärische Führung, Theresianische Militärakademie

PRAXISERFAHRUNG

Auswahl: Viele Firmen im In- und Ausland bieten Berufspraktika für FH-Studierende. Die Fachhochschulen helfen bei der Suche nach einem Platz, doch auch Eigeninitiative führt zum Ziel.
Vorbereitung: Man muss sich entscheiden, ob man sein Praktikum in der Region, in Österreich oder im Ausland absolvieren möchte, welche Aufgabe einen reizt und welche Art von Unternehmen zu einem passen könnte.
Bewerbung und Vertrag: Die Bewerbung erfolgt mit Lebenslauf und Motivationsschreiben, bei Interesse folgt die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch. Klappt es, wird zwischen Betrieb und Studierenden ein Vertrag geschlossen und eine Betreuungsperson bestimmt.
www.fachhochschulen.ac.at

Das Praktikum ist oft Türöffner für den späteren Berufseinstieg.

Ein Berufspraktikum kann aber auch viel direkter den Weg in den Arbeitsmarkt ebnen. Sehr oft entstehen Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten im Auftrag der Unternehmen, bei denen ein Praktikum absolviert wird. Für so manche wird das zum Türöffner und ist mitunter der Beginn einer Karriere. Klappt die Zusammenarbeit gut und stimmt die Chemie zwischen Studierenden und Firmenleitung, so folgt auf solche Projekte nicht selten ein regulär bezahlter Job. Der Übergang zwischen Studium und Berufslaufbahn erfolgt so nahtlos wie unkompliziert. Je nach Branche bekommen 15 bis 30 Prozent der Praktikanten von jenem Unternehmen, in dem sie ihr Praktikum absolviert haben, danach ein Jobangebot. Das gilt für große als auch für kleinere Unternehmen gleichermaßen.

Rückmeldungen: Unternehmen schätzen FH-Praktikanten.

Nicht nur die Studierenden profitieren in vielfältiger Weise von den in den Lehrplänen vorgesehenen Praktika. Rückmeldungen bestätigen, dass Unternehmen mit Fachhochschulstudierenden sehr gute Erfahrungen machen und alljährlich für neue BewerberInnen offen sind. Es profitieren beide Seiten: Die PraktikantInnen erhalten einen Einblick in die Branche und die Chance, ArbeitgeberInnen kennenzulernen. Die Personalabteilungen bekommen die Möglichkeit, sich von potenziellen späteren BewerberInnen vorab ein Bild zu machen. Das Praktikum ist damit eine Art vorweggenommene Probezeit, in der auch der Praktikant erkennt, wo seine Stärken liegen.

»Die Praktika in den Spitälern sind eine tolle Möglichkeit, das Theoriewissen praktisch umzusetzen und zu verbessern.«

Keven Jeschko Bachelorstudiengang Radiologietechnologie, FH Campus Wien

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