Der glücklose Schirmherr

Das hat sich Michael Spindelegger wohl anders vorgestellt.

Das hat sich Michael Spindelegger wohl anders vorgestellt: Jene Expertengruppe namens „Unternehmen Österreich 2025“, deren Schirmherr er ist, setzt mit ihren Vorschlägen zur Bildungsreform nicht die SPÖ, sondern in erster Linie die ÖVP selbst unter Druck: Mit der Forderung nach Ethikunterricht für alle bricht sie die Parteilinie. Mit der „Mittleren Reife“ propagiert sie ein Konzept, das die ÖVP in aller Stille sterben ließ. Und ihr Aufruf zu einer Bildungsvolksbefragung ist das exakte Gegenteil dessen, worauf sich Spindelegger explizit festgelegt hat.

Echte Schwierigkeiten beschert sie dem ÖVP-Chef vor allem mit der Forderung nach einer 40-stündigen Anwesenheitspflicht für alle Lehrer, die künftig „nur“ noch sechs Wochen Ferien im Jahr haben sollen. Spindelegger hat jetzt zwei Möglichkeiten. Variante eins: Er bekennt Farbe und verteidigt diese Expertise auch vor der mächtigen schwarzen Lehrergewerkschaft. Dazu braucht es aber Mut. Wahrscheinlicher ist daher Variante zwei: Der ÖVP-Chef lässt sich neue Ausflüchte einfallen. Die nächste Debatte über seine Führungsschwäche ist ihm damit sicher.

Vielleicht sollte Spindelegger in Hinkunft noch besser darüber nachdenken, wofür er den Schirmherrn mimt.

christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2012)

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