Kann man sich den Respekt vor der Institution Schule mit Strafzahlungen erkaufen?
Von einer verlorenen Generation ist bereits die Rede. Lehrer, die in den Bildungs-Banlieues der Bundeshauptstadt unterrichten, wissen zu berichten, dass beinahe ganze Klassen das ganze Jahr über einfach keine Hausübungen abliefern. Aber immerhin: Diese Schüler gehen zur Schule.
10.000 junge Menschen pro Jahr hingegen brechen die Schule ab. 75.000 haben weder Job noch Ausbildung. 40 Prozent davon sind solche mit Migrationshintergrund. Weshalb der ÖVP-Integrationsstaatsekretär einmal mehr nach höheren Strafen für deren Eltern ruft. Wohingegen die SPÖ eher auf „Kuschelpädagogik“ setzt.
Nun ist Rudolf Hundstorfers Modell des „Jugend-Coachings“ ein durchaus gangbarer Weg. Doch wird es höchstwahrscheinlich nicht genügen, dass Lehrer Problemschüler herausfischen und diese dann eingehender Betreuung und Beratung zuführen. Ohne Sanktionen wird es nicht gehen. Die bisherige Pönale von 220 Euro ist anscheinend nicht ausreichend, um Eltern hinreichend für den Schulbesuch ihrer Kinder zu motivieren. Wenn diesen schon nichts an der Ausbildung ihrer Söhne und – vor allem – Töchter liegt, dann muss sich der Staat den Respekt vor der Institution Schule eben mit Strafen erkaufen.
Dass eine höhere Strafzahlung schon alle Probleme löst, ist damit aber auch noch nicht gesagt. Dann sitzen zwar möglicherweise mehr Schüler in der Schule, tun dort aber nichts, außer Zeit abzusitzen.
Die Alternative dazu wäre allerdings, diese „verlorene Generation“ ganz aufzugeben. Eine Alternative, die keine ist.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2012)