Spätestens seit Einführung des Gratiskindergartens leidet Wien unter einem Pädagogenmangel.
Wien wirbt ja (besonders intensiv, wie wir wissen, in den Boulevardmedien) für so allerlei. Nun auch verstärkt um Frauen und Männer, und zwar für eine der – wie jeder, der auch nur ein Kind im entfernten Bekanntenkreis kennt, weiß – nicht gerade unanspruchsvollsten Tätigkeiten. Mindestens 200 Kindergartenpädagogen würden gesucht, sagt selbst die Stadtregierung. Hier und heute.
Der Mangel ist auch dem durchaus absehbaren Erfolg der Einführung des Gratiskindergartens geschuldet. Es bleibt eines der großen Rätsel, weshalb eine sozialdemokratisch geführte/verwaltete Stadt gerade in ihrer vermeintlichen Kernkompetenz (Soziales!) und ihrer vermeintlichen Kernzielgruppe (Werktätige! Frauen, abseits aller Herdklischees!) so schwächelt.
Im Beheben dieses Personalmangels werden raschere Rekrutierungsmöglichkeiten forciert. Dabei wird die Gefahr in Kauf genommen, Kindergartenpädagogen light mit vergleichsweise kurzer Ausbildung zu „produzieren“. Hauptsache, offene Stellen können rasch besetzt werden. Dabei würde genau das Gegenteil nottun: Die Ausbildung für Kindergartenpädagogen sollte nicht verkürzt oder vereinfacht, sondern auf ein qualifizierteres Niveau gehoben werden. Wie es Experten verlangen. Bisher erfolglos. Österreichs Bildungspolitik geruht im Schlummermodus zu verweilen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2012)