Der Absturz der Ministerin

Wann verschiebt Schmied endlich die Zentralmatura?

Bisher war die Argumentationslinie der Unterrichtsministerin klar: Die allgemeine Skepsis an ihrer Zentralmatura sei ein bloßes Produkt der üblen Propaganda der schwarzen Lehrergewerkschaft, die ihr schlicht „nicht so wohl gesonnen sei“ (O-Ton Claudia Schmied anlässlich der jüngsten Kritik an den neuen Bildungsstandards). Mittlerweile wird es aber eng für die Ministerin, die auf ihrem Zeitplan beharrt: Wenn sich sogar ihre eigenen Experten aus der Deckung wagen und vor Schwächen warnen, kann von simpler Panikmache aus konservativen Kreisen wohl längst keine Rede mehr sein.

Noch dazu, da die Vorwürfe des – von Schmieds Ministerium bestimmten – Zuständigen für die Mathematikmatura mehr als schwerwiegend sind: Von einer Senkung des Anforderungsniveaus ist die Rede, von einem Rückschritt, von Risken für die Schüler. Selbst wenn man die Zentralmatura grundsätzlich befürwortet: Das kann wirklich niemand wollen.

So bewundernswert es ist, wenn sich Schmied nicht per se von der Gewerkschaft in die Knie zwingen lässt: Wenn sie ein letztes bisschen Verantwortungsgefühl hat, muss sie handeln. Und die Matura verschieben. Der Grat zwischen Prinzipientreue und bloßer Sturheit ist schmal. Schmied droht abzustürzen.

christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2012)

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