Gesamtschule: Platter kritisiert Bundes-ÖVP

Gesamtschule Direktoren gegen Platters
Gesamtschule Direktoren gegen Platters(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Tirols Landeshauptmann Platter will seine "Modellregion" für die Gesamtschule am liebsten schon 2013 umsetzen. AHS-Direktoren sind "fassungslos" und sprechen von einem Irrweg.

Kritik an der Linie der Bundes-ÖVP in Sachen Gesamtschule für alle Zehn-bis 14-Jährigen hat Tirols Landeshauptmann, Landesparteiobmann Günther Platter (ÖVP) geübt. "Es ist derzeit wenig Bewegung feststellbar", sagte Platter am Montag bei einer Pressekonferenz nach der Sitzung des Landesparteivorstandes in Innsbruck. Am Montagvormittag hatte der Landeshauptmann angekündigt, einen "eigenen Tiroler Weg" in dieser Frage gehen zu wollen.

Es sei notwendig, solche "Zukunftsthemen" in Angriff zu nehmen, meinte Platter nach dem Parteivorstand. Das Gremium habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, ein Pilotprojekt für eine "gemeinsame Schule mit Differenzierung" in Angriff zu nehmen. "Die Gesamtausbildung soll gemeinsam stattfinden, aber je nach unterschiedlichen Fähigkeiten soll differenziert werden", erklärte der Landeschef. Er hoffe, dass der Schulversuch "spätestens 2014" starten könne. Vor der Parteivorstandssitzung hatte Platter gemeint, er wolle das Pilotprojekt "so rasch als möglich" umsetzen, am liebsten schon im Herbst 2013. Mit dem Schulversuch gehe nicht die Abschaffung der Unterstufe des Gymnasiums einher, sondern man könne die "gemeinsame Schule" ja dort integrieren.

"Lasse mich nicht von Einzelmeinungen abbringen"

Platter bestätigte zudem Aussagen von Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ), wonach man gemeinsam ein Modell ausarbeiten werde. Der Landeshauptmann erklärte, der Landesparteivorstand der ÖVP werde am Montag eine Expertengruppe mit der Ausarbeitung des Pilotprojektes beauftragen. Dass sich Direktoren der AHS in Tirol gegen seinen Vorstoß ausgesprochen haben, beunruhigt Platter nicht: "Ich lasse mich nicht von Einzelmeinungen abbringen", meinte er. Dieser Expertengruppe werde auch Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) "zuarbeiten", kündigte Platter an. Auch dem Modell skeptisch gegenüberstehende Personen würden eingebunden, um eine "breite Diskussion" sicherstellen zu können.

Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) sagte, dass die Landeshauptstadt Innsbruck "sehr daran interessiert" sei, die Modellregion für den Schulversuch zu werden. Aber auch die Bezirkshauptstadt Lienz in Osttirol habe Interesse bekundet. Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI) bestätigte derzeit laufende Gespräche mit dem Land. Sie sei aber eine Verfechterin der stärkeren Verschränkung von Volksschulen und Neuen Mittelschulen und damit einer gemeinsamen Schule der Sechs- bis 14-Jährigen, meinte die Stadtchefin.

Direktoren sind "fassungslos über Alleingang"

Die Direktoren des Landes haben indes in einem Schreiben ihrem Unmut Luft gemacht: "Mit Fassungslosigkeit entnehmen wir den Medien, dass Sie die Einführung einer Gesamtschule für die fünfte bis achte Schulstufe favorisieren, mit deren Einführung die AHS-Unterstufe obsolet würde", wurde ein Auszug in der "Tiroler Tageszeitung" zitiert. Nicht nur Direktoren seien durch die Ansage verunsichert, sondern auch Lehrer, Schüler und Eltern. Die Auflassung der Vielfalt zugunsten einer staatlichen Einheitsschule sei ein Irrweg.

Karl Digruber, Vorsitzender der AHS-Gewerkschafter wird im "Standard" mit scharfer Kritik zitiert: "Das war ein Alleingang von Platter, der ÖVP-Landtagsklub folgt ihm offensichtlich blind". Es gebe keine rechtliche Grundlage für diese "Aktion" des Landeshauptmanns. Er vermutet Taktik: "Platter versucht politisches Kleingeld zu verdienen aus Panik wegen schlechter Umfragewerte."

(APA)

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