Das Unterrichtsministerium verlangt zuerst Bereitschaft der Pädagogen zu mehr Schulstunden. Differenzen gibt es um die Zahl des Unterstützungspersonals. Die Gewerkschaft will sich absichern.
Wien. Lehrer sollen mehr arbeiten: Diese Forderung von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sorgte bereits im Frühjahr 2009 für große Aufregung. Es war die Lehrergewerkschaft, die sich vehement dagegen wehrte. Nun zeigen sich die Lehrervertreter erstmals gesprächsbereit. Doch das Ministerium scheint davon nur wenig beeindruckt zu sein.
Sollte die Unterrichtsministerin ein Konzept zur Entlastung der Lehrer vorlegen – ihnen sollen vor allem administrative Tätigkeiten abgenommen werden –, dann könne man über eine höhere Unterrichtsverpflichtung sprechen. Mit dieser Aussage ließ Paul Kimberger, der Chefverhandler der Gewerkschaft in Sachen Lehrerdienstrecht, aufhorchen („Die Presse“ berichtete am Mittwoch). Unterstützt wird er dabei von AHS-Gewerkschafter Eckehart Quin: „Wenn der Dienstgeber ein schlüssiges Konzept vorlegt, kann man selbstverständlich darüber reden, die Arbeitszeit anders aufzuteilen.“ Gegen eine höhere Unterrichtsverpflichtung spreche also nichts. Vorausgesetzt, die Gesamtarbeitszeit steige nicht.
Die Gewerkschaft will sich absichern. Lässt man sich auf eine höhere Unterrichtsverpflichtung ein, dann brauche es einen Nachweis, dass die Lehrer tatsächlich entlastet werden. Gefordert ist ein Konzept, das klarstellt, wie viel Unterstützungspersonal eingesetzt wird.
Genau hier spießt es sich. Vorab will das Unterrichtsministerium nämlich keine Versprechungen abgeben. „Es ist nicht realistisch, Finanzzusagen zu machen, die nicht gedeckt sind“, heißt es aus dem Unterrichtsministerium. Zuerst müssten die Lehrer zustimmen, mehr zu arbeiten, erst dann gäbe es genügend finanzielle Mittel, um Unterstützungspersonal einzustellen.
Uneins sind sich Gewerkschaft und Ministerium auch über die Zahl der benötigten Spezialisten. Die Lehrervertreter sprechen von 14.000 Spezialisten. Aus dem Unterrichtsressort heißt es nur: „Das wird realistisch nicht finanzierbar sein.“ Quins Reaktion: „Wenn es nennenswerte Verschiebungen im Bereich der Lehrerarbeitszeit geben soll, dann muss man eben tief in die Tasche greifen.“
Bildungsbegehren geht weiter
Auf Veränderungen im Bildungsbereich hofft auch Ex-Vizekanzler Hannes Androsch. Das von ihm initiierte Bildungsvolksbegehren ist im Parlament zwar bereits erledigt. Locker lassen will Androsch dennoch nicht. Er ruft nun alle Gruppierungen, die das Bildungsvolksbegehren mitgetragen haben, dazu auf, „mit uns die Fahne weiterzutragen“. Das nächste „Vernetzungstreffen“ wird am 17.September stattfinden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2012)