9 bis 15 Uhr: Kernarbeitszeit für Lehrer gefordert

Lehrer sollen Kernarbeitszeit haben
Lehrer sollen Kernarbeitszeit haben(c) Michaela Bruckberger
  • Drucken

ÖVP-Experten schlagen radikale Änderungen im Schulbereich vor: Verpflichtend 40 Wochenstunden Anwesenheit für Lehrer an der Schule und einen "Mutter-Kind-Pass" für Bildung.

Teils radikale Reformen schlägt die von Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) eingesetzte Expertengruppe "Unternehmen Österreich 2025" im Bildungsbereich vor. Vor allem für Lehrer sieht das Papier Änderungen vor: 40 Wochenstunden Anwesenheit an der Schule bei einer Kernunterrichtszeit von neun bis 15 Uhr, nur noch sechs Wochen Ferien sowie Verpflichtung zu regelmäßigen Fortbildungen sind im Endbericht vorgesehen. Die Arbeitszeiterhöhung für Lehrer dürfte der SPÖ gefallen, die sich angesichts der Lehrer-Dienstrechtsverhandlungen mehr Unterstützung von der ÖVP wünscht. Die vom Auftraggeber "endredigierte" Version ist für Donnerstag geplant.

Für eine rasche Umsetzung wird in dem Papier ein "Bildungskonklave" empfohlen. Spätestens im Frühjahr 2014 müssten die Weichen für eine Reform von Lehrerdienstrecht, - ausbildung und Schulverwaltung gestellt werden. Die Expertengruppe kann sich "bei Nichteinigung bzw. auf Grund der Wichtigkeit des Themas" eine Volksbefragung vorstellen.

Förderprogramme im Kindergartenalter

Das Modell der Arbeitsgruppe setzt bereits bei den Kleinsten an: Schon Dreijährige sollen auf ihre Deutschkenntnisse hin überprüft und bei Bedarf gefördert werden, die Kindergartenpflicht soll künftig ab vier Jahren gelten. In die Volksschule darf nur, wer ausreichend Deutsch spricht. Für alle anderen soll es "spezielle Förderprogramme" geben. Als Anreiz soll durch eine Art "Mutter-Kind-Pass" die Nutzung von Bildungsangeboten an Geld gekoppelt werden.

In den Klassen sollen nach Vorstellung der Expertengruppe maximal 15 Schüler sitzen, Lehrer durch Stütz- und Fachpersonal sowie mehr Sozialarbeit entlastet werden und "attraktive fixe Arbeitsplätze" bekommen. Für Schüler würde das Modell kürzere Sommerferien (sieben Wochen) und dafür Herbstferien bringen. Sie sollen außerdem bis zu 14 Tage individuell Urlaub beantragen können und ihre Lehrer per Feedbackbogen bewerten.

Sympathien für Gesamtschule

Ganztägige Schule soll zwar nicht verpflichtend, aber zumindest flächendeckend vorhanden sein. Das Modell sieht vor, dass es vor und nach der Kernarbeitszeit von neun bis 15 Uhr Sport- und Spielangebote und Freifächer geben soll. Die Gesamtschule wird zwar nicht explizit empfohlen, die Experten lassen aber Sympathien dafür erkennen.

Schon ab der 1. Klasse Volksschule soll es verpflichtend bilingualen Unterricht geben. Die an die Volksschule anschließende Sekundarstufe I würde auf fünf Jahre verlängert und mit einer "Mittleren Reife" abschließen. Die Schulpflicht soll erst enden, wenn dieses Ziel erreicht ist. Danach sollen die Schüler sich spezialisieren, weniger Pflichtfächer besuchen und Wahlfächer von Computeranimation bis Kochen wählen können.

Fächerübergreifendem Unterricht

Inhaltlich soll der Fokus weg von Fachwissen, stattdessen sollen die Schüler mit fächerübergreifendem Unterricht vernetztes Denken erlernen: Geschichte, Geografie, Religion und Politik sollen künftig unter dem Titel "Faszination Gesellschaft" verschränkt werden, "Faszination Technik/Naturwissenschaften" neben den namensgebenden Fächern auch verwandte Disziplinen wie Werken umfassen. Ein eigenes Fach soll die persönlichen Kompetenzen fördern, Ethik soll für jeden Schüler - unabhängig vom Religionsunterricht - Pflicht sein. Außerdem sieht das Konzept eine tägliche Sportstunde vor.

Autonome Direktoren sollen auf Zeit

Die Schule der Zukunft muss aus Sicht der Arbeitsgruppe autonom sein: Sie brauche ausreichend Budget und Sachmittel, das nötige Geld soll durch effizientere Verwaltungsstrukturen freigespielt werden. Direktoren sollen auf Zeit bestellt werden und sich ihre Lehrer selbst aussuchen. Wie und was unterrichtet wird, soll von den Lehrern gewählt werden, allerdings müssen die Schüler zentral vorgegebene Bildungsziele erreichen.

Bei der Universitätsfinanzierung setzen die Experten auf Studiengebühren und mehr Drittmittel. Im Hochschulbereich soll die Berufsausbildung künftig stärker abgebildet sein, indem mit "Berufsakademien" ein neuer, privat finanzierter Hochschultyp für wissenschaftlich fundierte Berufsaus- und Weiterbildung geschaffen wird.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Meinung Bildung

Der glücklose Schirmherr

Das hat sich Michael Spindelegger wohl anders vorgestellt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.