Ganztagsschule: ÖVP-Länder pochen auf Wahlfreiheit

Ganztagsschule VPLaender verweisen Wahlfreiheit
Ganztagsschule VPLaender verweisen Wahlfreiheit(c) Clemens Fabry
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Je nach politischer Farbe wünscht man sich das Geld für den Ausbau von Ganztagsschulen in verschränkter Form bzw. betont die nötige Wahlfreiheit der Eltern.

Grundsätzliche Zustimmung zum Ausbau von ganztägigen Schulformen kommt aus den Bundesländern. Je nach politischer Farbe wünscht man sich aber das Geld für den Ausbau von Ganztagsschulen in verschränkter Form bzw. betont die nötige Wahlfreiheit der Eltern.

"Viel zu viele Kinder sind am Nachmittag sich selbst, der Playstation und dem Fernseher überlassen", sprach sich die steirische Bildungslandesrätin Elisabeth Grossmann (SPÖ) dezidiert für den Ausbau der Ganztagsschule aus. Im Rahmen der Ganztagsschule in verschränkter Form, in der sich Unterricht, Förderung und Freizeit abwechseln, sieht Grossmann vor allem auch die Möglichkeit, "das Bewegungsangebot an den steirischen Schulen zu erweitern". Die schulische Nachmittagsbetreuung dagegen sei lediglich als "Zwischenschritt in diese Richtung " zu bewerten.

NÖ und OÖ für Wahlfreiheit der Eltern

Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) pochte dagegen gemäß der ÖVP-Position auf Wahlfreiheit: Die Angebote sollten dort entstehen, wo sie gebraucht würden. Eine Verschränkung von Unterricht und Nachmittagsbetreuung solle vor Ort entschieden werden - von den Eltern. Wenn der Bund Geld dafür habe, sei dieses "sicher gut investiert".

Auch Niederösterreichs Familienlandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) betonte, dass die Wahlfreiheit der Eltern im Vordergrund stehen müsse: Mehr Mittel dürften für Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) "keine Hintertür zum alleinigen Ausbau ihrer SPÖ-Idee der Ganztagsschule mit verschränkter Form sein". Der Ausbau aller Formen der außerfamiliären Kinderbetreuung müsse gleichermaßen förderbar sein - nicht nur die Betreuung an Schulstandorten. Dazu gehörten beispielsweise Horte.

Kärnten und Vorarlberg neutral

Neutral zeigten sich Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und der für Bildung zuständige Kärntner Landesrat Christian Ragger (FPK). "Aus Vorarlberger Sicht wird das begrüßt, wir sind jederzeit verhandlungsbereit", sagte Wallner am Dienstag nach der Vorarlberger Regierungssitzung. Wenn sich die notwendigen Beschlüsse noch heuer ausgingen, "dann soll man das tun", so der Landeshauptmann. Im anderen Fall würde er als nächster Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz im ersten Halbjahr 2013 das Thema vorantreiben. Ragger erhofft sich Qualitätssteigerungen für die Schüler, außerdem könne man so auch außerschulische Aktivitäten wie Nachhilfe oder Sport besser unterbringen, sagte der Landesrat am Dienstag. "Wir haben zwei Versuchsprojekte in Kärnten laufen und sehen schon jetzt, dass die Qualität der Ausbildung durch die Ganztagsbetreuung erheblich gesteigert werden konnte."

Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) verwies darauf, dass es im Burgenland bereits seit den 1970er-Jahren ganztägige Schulformen gebe und diese seither kontinuierlich ausgebaut und weitergeführt wurden. "Es ist für die Schüler und Schülerinnen von großer Bedeutung, dass durch die ganztägigen Schulformen Hausübungen in der Schule gemacht werden, entsprechende Lernhilfen gegeben und dadurch viel Geld für den Nachhilfeunterricht reduziert wird", so Niessl. Wesentliche Vorteile gebe es dadurch auch für Familien, vor allem für Mütter. "Ziel kann es nur sein, flächendeckend die Ganztagsschule in Österreich einzuführen, weil damit auch leichter die tägliche Turnstunde realisiert werden kann", erklärte der Landeshauptmann.

Häupl noch skeptisch

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) ist ob des Einlenkens der Bundes-ÖVP in Sachen Ganztagsschule noch vorsichtig mit Freudensbekundungen. Es sei für ihn noch nicht klar, ob die Volkspartei unter Ganztagsschule nun ganztägigen Unterricht meine oder wieder nur das alte Modell mit Unterricht am Vormittag und Kinderbetreuung am Nachmittag. "Das hätte ich gerne geklärt, bevor ich in Jubel ausbreche", so das Stadtoberhaupt.

Sollte die ÖVP aber tatsächlich die ganztägige Schulform - also das SPÖ-Modell des verschränkten Unterrichts - meinen, stellte Häupl großen Beilfall in Aussicht. "Dann werde ich nicht nur mit den Händen, sondern auch mit den Füßen klatschen", versprach er am Dienstag am Rande seiner wöchentlichen Pressekonferenz.

(APA)

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