Die ÖVP glaubt, dass der Wiener Weg, Leistungsgruppen abzuschaffen "als gescheitert bezeichnet werden" kann. Das BZÖ sieht "akute Alarmzeichen".
Die Linie seiner Partei bestätigt sieht ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon durch die Ergebnisse der Bildungsstandards. Diese zeigten, dass "die in den letzten Jahren gesetzten Maßnahmen absolut richtig und wichtig waren und eine Basis dafür sind, dass die künftigen Testungen andere Ergebnisse bringen werden", so Amon. Im Detail sehe man, dass "die AHS durchwegs hervorragende Ergebnisse erzielt haben. Das bestätigt die Linie der ÖVP, das Gymnasium zu erhalten."
Wiener Weg "gescheitert"
Bei den Ergebnissen der Pflichtschulen zeige sich, dass "wir auch mit der Aufwertung der Hauptschulen zu Mittelschulen ebenso richtig gehandelt haben, denn in diesen Schulen gibt es augenscheinlich den Bedarf nach zusätzlicher Förderung und Individualisierung, die durch das zur Verfügung stellen von sechs zusätzlichen Stunden an den Mittelschulen gewährleistet sein wird", so Amon. Die Resultate würden aber auch einmal mehr verdeutlichen, dass es im Ballungsraum erhebliche Probleme gebe "und Alleingänge der Länder, die Leistungsgruppen abzuschaffen und auf jegliche Form der Differenzierung zu verzichten, als gescheitert bezeichnet werden können". Dementsprechend sieht die Wiener ÖVP-Bildungssprecherin Isabella Leeb auch "den Hut lichterloh brennen".
Kurz: Deutsch vor Schule ist notwendig
Als Bestätigung für seine Forderung, dass Schüler vor Schuleintritt Deutsch lernen sollten, sieht Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) die schlechten Ergebnisse der Volksschul-Lesestudie. „An einer Integrationsreform in der Volksschule führt kein Weg mehr vorbei“, sagt Kurz. Er fordert, dass jene Schüler, die beim Eintritt ins Regelschulwesen Defizite haben, einen intensiven Deutschunterricht erhalten. Auch laut Ministerin Schmied – die sich bislang aber stets gegen eine Trennung von Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen aussprach – müsse Österreich angesichts steigender Anteile von Volksschülern mit anderen Muttersprachen bei der Sprachförderung zulegen.
FPÖ: "Gesamtschule kein Allheilmittel"
FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz leitet aus den Ergebnissen ab, dass die Gesamtschule kein Allheilmittel sei, sondern es werde - im Gegenteil - "bei einem Zwang für alle 10- bis 14-jährigen in den Ballungszentren in eine gemeinsame Klasse zu gehen das Niveau weiter sinken". Die FPÖ erneuert ihre Forderung 'Deutsch vor Regelschule'. Linke Bildungsideologen müssen endlich erkennen, dass die Realität eine andere ist, als sie sie in den Elfenbeintürmen erträumen", so Rosenkranz.
Brandsteidl für mehr Unterricht
Wiens Stadtschulratspräsidentin, Susanne Brandsteidl, reagierte auf die schlechten Resultate nüchtern: Sie könnten nicht zufriedenstellend sein, es sei aber – Stichwort Großstadtfaktor – absehbar gewesen. Brandsteidl fordert daher eine kostenlose Ganztagsschule für alle Kinder. Unabhängig davon brauche es mehr Unterrichtsstunden. Die derzeit rund 120 Stunden pro Monat seien zu wenig. Außerdem will Brandsteidl die Berechtigungen zum Besuch einer AHS „kritisch hinterfragen“.
BZÖ: PIRLS "akutes Alarmzeichen"
BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner forderte österreichweit Verbesserungen in der Unterrichtsqualität. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) dürfe jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, so Haubner. Ein "akutes Alarmzeichen" sind für sie die "besorgniserregenden Ergebnisse der PIRLS-Studie". "Es ist daher wichtig, dass man nach der Pflichtschule die Grundkompetenzen nachweislich beherrscht und wie notwendig das sinnerfassende Lesen eigentlich ist. " Daher müsse die Sprachförderung forciert werden.
AK: Ungleiche Verteilung der Bildungschancen
Der Präsident der Arbeiterkammer, Herbert Tumpel, kritisierte in einer Aussendung die ungleiche Verteilung der Bildungschancen. Dass unverhältnismäßig viele 14-Jährige die Bildungsstandards verfehlen, deren Eltern maximal Pflichtschulabschluss haben, zeigt für Tumpel "am deutlichsten, dass die begonnenen Bildungsreformen rasch fortgesetzt werden müssen". Er forderte daher eine leistungsfördernde, gemeinsamen Mittelschule. Nachholbedarf gebe es weiters bei der Leseförderung, hier könne ein "Zwei-LehrerInnen-System im Deutschunterricht in der Volksschule" helfen.
Walser: Qualitätsmanagement an allen Schulen
Der Grüne Bildungssprecher Harald Walser will unterdessen das seit Jahren wirksame Qualitätsmanagement an Pflichtschulen als Vorbild hernehmen. "Ein solches brauchen wir in ganz Österreich für alle Schulen", so Walser in einer Aussendung. Aufholbedarf sieht er bei der Individualisierung des Unterrichts für gute Schüler, um sie an ihre Spitzenleistungen heranzuführen. "Den Rahmen dazu bieten ganztägige gemeinsame Schulen."
Team Stronach: "Bildungssystem versagt"
Für den Bildungssprecher des Team Stronach, Stefan Markowitz, zeigen die Ergebnisse der ersten Standard-Tests, "dass unser Bildungssystem versagt hat". "Statt über Zentralmatura und Neue Mittelschule zu streiten, sollten SPÖ und ÖVP endlich dafür sorgen, dass Pflichtschulabsolventen lesen, schreiben und rechnen können", so Markowitz in einer Aussendung.
(APA)