Volksschüler stehen beim Lesen, Rechnen schlecht da

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Verglichen mit ähnlichen Ländern liegt Österreich in den Bildungsstudien TIMSS und PIRLS hinten. Leichte Verbesserungen gibt es bei den Naturwissenschaften.

Wien/Apa/Beba. Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis der internationalen Volksschul-Vergleichsstudien TIMSS und PIRLS gar nicht so schlecht aus: Die heimischen Viertklässler haben sich beim Lesen etwas verschlechtert, erzielen aber (minimal) bessere Mathematikergebnisse und leichte Verbesserungen bei den Naturwissenschaften. In allen drei Bereichen liegen sie über dem Schnitt aller Teilnehmerländer – bei den Naturwissenschaften sogar über dem der EU. Doch so weit ist es mit den österreichischen Leistungen – im Lesen und Rechnen – nicht her.

Denn unter den bis zu 50 Teilnehmern, mit denen Österreich verglichen wird, finden sich auch Länder wie Kolumbien, Marokko oder Georgien. Unter jenen 14 Staaten, deren wirtschaftliche, soziale und politische Rahmenbedingungen die Studienautoren für vergleichbar halten – darunter etwa Deutschland, Finnland, Ungarn oder Italien–, reicht es für Österreich nur für die rote Laterne. Im Lesen hat in der Gruppe kein Land schlechter abgeschnitten, in Mathematik liegt Österreich auf dem viertletzten Platz, bei Naturwissenschaften immerhin auf Rang sechs. Unter allen verglichenen Ländern liegen vor allem die Länder aus dem ostasiatischen Raum voran, unter den europäischen schneidet einmal mehr Finnland am besten ab (siehe Grafik).

Österreich verliert im Vergleich zu vor vier Jahren neun Punkte im Lesen und liegt mit 529 Punkten in etwa gleichauf mit Slowenien, der Slowakei und Polen – aber deutlich hinter Deutschland. In Mathematik hat sich Österreich um drei Punkte auf 508 verbessert – ist aber dennoch um sechs Ränge abgestiegen. In den Naturwissenschaften haben die Schüler sechs Punkte aufgeholt (532 Punkte). Beide Verbesserungen führt das Ministerium auf „gezielte Maßnahmen“ zurück.

Nur fünf Prozent Spitzenleser

Die Leistungen der österreichischen Schüler sind relativ homogen – rund zwei Drittel bewegen sich in Mathematik wie beim Lesen im Mittelfeld. Jeder Fünfte gilt beim Lesen als Risikoschüler – international macht diese Gruppe rund 30Prozent aus, in Hongkong aber nur sechs. 30Prozent der heimischen Schüler fallen in Mathematik in die Gruppe der Leistungsschwachen, etwas weniger als der Schnitt (39Prozent) – aber wieder ein Vielfaches der Länder mit den besten Mathe-Ergebnissen. Nur fünf Prozent gelten indes als Spitzenleser, international sind es doppelt so viele. In Mathematik schaffen lediglich zwei Prozent der heimischen Schüler Spitzenleistungen, im Schnitt aller Länder sind es acht, in Hongkong gar rund 20Prozent.

Was auch aus den beiden Volksschulstudien einmal mehr hervorgeht ist, wie sehr Bildung vererbt wird: Kinder, deren Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss haben, erreichen 80 bis 100 Punkte weniger als jene aus Akademikerfamilien. Auch die Leistungen von Migrantenkindern sind in allen getesteten Bereichen schlechter. Immerhin ist hier die Tendenz positiv: Im Vergleich zu früheren Erhebungen haben sich die Unterschiede sukzessive verringert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2012)

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