Werner Amon: Der unterschätzte Parteisoldat

Werner Amon unterschaetzte Parteisoldat
Werner Amon unterschaetzte Parteisoldat(c) Dapd (Hans Punz)
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Werner Amon legt das Amt des ÖVP-Bildungssprechers zurück. Er ist den Ruf des linientreuen Blockierers nie losgeworden. Nicht ganz zu Recht.

Etwas farblos, bieder und mit Sprüchen à la Zwangstags- oder Eintopfschule rasch bei der Hand: Werner Amon gab als ÖVP-Bildungssprecher das ideale Feindbild für alle progressiven, linken Schulreformer ab. Der 43-Jährige verkörperte – bis zu seinem Abgang am Freitag – so ziemlich genau jene bewahrende Schulpolitik, die der ÖVP und ihrer Lehrergewerkschaft in der Öffentlichkeit zugeschrieben wird. Zumindest auf den ersten Blick.

Ganz gerecht wird Amon, der im Nationalrat künftig (angeblich auf eigenen Wunsch) als außenpolitischer Sprecher für die ÖVP tätig sein wird, diesem Bild nicht. Dass es dennoch so ist, ist seine eigene Schuld. Der 43-Jährige, der im persönlichen Gespräch oft geistreicher erschien als auf der großen Bühne, wirkte in seinem Job bis zuletzt zu sehr wie ein Parteisoldat. Die Linientreue lernte er vom obersten Gewerkschaftschef Fritz Neugebauer, dessen Generalsekretär er einst im ÖAAB war. Abgelegt hat er sie bis heute nicht. Die schwarze Basis stellte er damit zufrieden, in den Bildungsdebatten konnte er zu oft nicht mithalten.

Und wenn er es doch versuchte, ging es meist schlecht aus: Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hatte sich der Grazer zuletzt ganz gut mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) eingespielt. Es gab kaum ein größeres Reformvorhaben, bei dem die Ministerin nicht demonstrativ auf die kollegiale Zusammenarbeit mit Amon hinwies. Hatte Schmied zuvor vor allem mit den schwarzen Spiegelministern Johannes Hahn und Beatrix Karl gearbeitet, war nun Amon ihr Gesprächspartner. (Wohl nicht zuletzt deshalb, weil Schmied mit Uni-Minister Karlheinz Töchterle nur wenig anzufangen weiß.)

Amon jedoch wurde der versuchte Paarlauf in den eigenen Reihen meist postwendend negativ ausgelegt. In Erinnerung bleibt diesbezüglich vor allem die Doch-nicht-Einigung bei der modularen Oberstufe (Stichwort: Ende des Sitzenbleibens). Schmied und Amon verkündeten eine Einigung, Spindelegger sagte wenig später dann plötzlich Nein. Amon habe sich von der SPÖ „vereinnahmen lassen“ – und die Reform „verpatzt“, hieß es damals aus dem Umfeld von ÖVP-Parteichef Michael Spindelegger, der damals gerade den „Leistungsgedanken“ für sich entdeckt hatte.

Spindelegger gilt seit jeher nicht eben als großer Förderer und Fan Amons. Die Enttäuschung war aber wohl vor allem deshalb so groß, weil Amon mit einem klaren Auftrag in die Verhandlungen geschickt worden war. Er sollte ein Gegengewicht zur damaligen Uni-Ministerin Karl bilden, die vielen Konservativen in Sachen Schule zu fortschrittlich war.

Marek muss sich einarbeiten

Mit Amons Wechsel endet jedenfalls eine Art Ära in der ÖVP-Bildungspolitik: Er übernahm das Amt am Beginn der schwarz-blauen Regierungsjahre und bekleidete es mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 2007 und 2008 mehr als zehn Jahre lang.

Mit seinem Job schien er bereits Mitte dieses Jahres nicht mehr ganz zufrieden gewesen zu sein. Er verlagerte seine Schwerpunkte von der Bildung weg – hin zum U-Ausschuss und der Causa Kampusch. Im Zusammenhang mit der Telekom-Affäre und möglichen Zahlungen an den ÖAAB wurden auch Vorwürfe gegen ihn laut.

Seine Nachfolgerin im Amt der Bildungssprecherin wird es ab nun ähnlich schwer haben, den Spagat zwischen Basis und bildungspolitischem Fortschritt zu schaffen: Die glücklose frühere ÖVP-Wien-Chefin Christine Marek hat den Job übernommen. Sie freue sich laut einer ersten Aussendung auf „die konstruktive Zusammenarbeit mit Claudia Schmied“ und darauf, „das österreichische Bildungssystem zu einem der besten in Europa zu machen“. Dieses, so Marek, sei „ohnehin besser als sein Ruf“.

Man merkt, dass sie sich in die Materie erst einarbeiten muss.

Bei den demnächst anstehenden großen Themen in Schmieds Verantwortungsbereich ist sie aber ohnehin nicht deren primärer Ansprechpartner: Die Lehrerausbildung verhandelt der Uni-Minister, beim Lehrerdienstrecht muss sich Schmied mit Finanzministerin Maria Fekter und – natürlich – der Lehrergewerkschaft arrangieren.

Stichwort Lehrergewerkschaft: Hier gäbe es für Marek etwas zu holen. Emanzipiert sie sich von den schwarzen Gewerkschaftern, wäre ihr auch der – insgeheime – Applaus so mancher ÖVP-Funktionäre sicher.

Zur Person

Christine Marek(44) ist neue ÖVP-Bildungssprecherin. Als Familienstaatssekretärin hatte sie schon Berührungspunkte mit dem Thema Bildung. Im September des Vorjahres kehrte Marek nach ihrer Zeit als Chefin der ÖVP-Wien in den Nationalrat zurück. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2012)

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