Bildungsexperte erschreckt vom "Zustand der Familie"

Bildungsexperte erschreckt Zustand Familie
Bildungsexperte erschreckt Zustand Familie(c) APA (ROBERT JAEGER)
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Die Umstellung der Hauptschule auf Neue Mittelschule wurde in Niederösterreich von der Uni Wien begleitet. Dabei zeigte sich, dass weniger als die Hälfte der Kinder mit den Eltern lernt.

Die Umwandlung von Hauptschulen in NeueMittelschulen (NMS) schreitet voran. Niederösterreich hält mittlerweile bei 150 Schulen. Der Umstieg wurde mit einer Längsschnittstudie begleitet, Bildungsforscher Stefan Hopmann von der Uni Wien war dabei federführend und stellte dem Prozess ein gutes Zeugnis aus: Die Umstellung sei gut gelungen, Anfangsschwierigkeiten schnell bewältigt worden. Hopmann warnte aber gleichzeitig: Diesen Standard zu halten, werde eine Herausforderung. Man müsse bedenken, dass die ersten Schulen, die umgewandelt wurden, die äußerst motivierten waren - nun kämen auch jene an die Reihe, die hinterherhinkten. Diese schwachen Schulen müsse man gezielt stützen.

Schule in Hälfte der Familien kein Thema

Trotz der guten Umfragewerte des neuen Schultyps bei den Kindern sei nicht alles rosig: "Wenn mich etwas erschreckt in Niederösterreich, dann der Zustand der Familie", stellte der Bildungsexperte fest. Weniger als die Hälfte der Befragten lernt mit den Eltern oder spricht mit ihnen über die Schule, nicht einmal ein Viertel der Familien liest gemeinsam. Das habe nichts mit sozialer Schicht oder Herkunft zu tun, sondern mit der Familienkultur, unterstrich er. Hier müsse man in der NMS ansetzen, etwa über die gemeinsamen Eltern-Lehrer-Schüler-Gespräche, die es anstelle der Elternsprechtage gebe.

Für die Studie wurden 6000 Kinder, 3000 Eltern und 600 Lehrer mehrfach befragt. "Unverschämt positiv" seien die Werte zum Klassenklima und der Lernmotivation gewesen, erklärte Hopmann. 95 Prozent der Kinder helfen sich demnach gegenseitig, 97 Prozent geben an, dass die Lehrer bemüht sind, dass immer alle alles verstehen, 80 Prozent finden den Unterricht interessant, abwechslungsreich und nach ihren Wünschen ausgerichtet.

Neben Familie Schulklima wichtig

Neben der Unterstützung "von außen", also der Familie, hänge die Lernmotivation stark vom Schulklima ab. Ist dieses gut, steigen auch die Lernwerte, erklärte Hopmann. Das Schulklima sei vom Standort abhängig, weshalb es wichtig sei, dass Schulen viel Autonomie haben - ein Punkt, dem Landesrat Karl Wilfing (ÖVP) beipflichtete. Man brauche kein "starres Netz", das "vom Minoritenplatz" (Sitz des Unterrichtsministeriums, Anm.) auferlegt wurde, meinte er mit einem Seitenhieb auf Ministerin Claudia Schmied (SPÖ).

(APA/Red.)

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