Schmied plant Extrageld für Brennpunktschulen

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Der soziale Hintergrund der Schüler soll bei der Mittelvergabe an die Schulen berücksichtigt werden. Im Unterrichtsministerium werden derzeit mögliche internationale Vorbilder evaluiert.

Wien. Der soziale Hintergrund der Schüler wird in Österreich bei der Mittelvergabe an die Schulen bisher nicht berücksichtigt. Geht es nach Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), soll sich das aber ändern. Sogenannte Brennpunktschulen – die Ministerin spricht lieber von „Schwerpunktschulen“ – könnten künftig mehr Geld bekommen. Wie Schmied der „Presse“ erklärt, evaluiert ihr Ministerium derzeit internationale Vorbilder.

Schulen mit schwierigeren Bedingungen müssen derzeit mit den gleichen Mitteln auskommen wie andere Standorte. Denn wie viel Geld eine Schule bekommt, hängt von Schultyp und Schülerzahl ab. Zusätzliche Mittel gibt es für sonderpädagogische oder Sprachförderung; ob viele Schüler aus einem sozial schwachen oder bildungsfernen Elternhaus kommen, ist in der Berechnung jedoch irrelevant.

„Als einen unmittelbar nächsten bildungspolitischen Entwicklungsschritt sehe ich den abgestuften Einsatz von Maßnahmen bezogen auf den jeweiligen Standort“, sagt nun Schmied. „Ein Ansatzpunkt ist, dass wir bei der Ressourcenausstattung nun den sozioökonomischen Hintergrund der Schule stärker berücksichtigen.“ Auch der Bildungshintergrund der Familie sowie die Erstsprache der Kinder – Stichwort Migrationshintergrund – sollen beachtet werden.

Die Niederlande machen es vor

Mit einem solchen Finanzierungsmodell würde das umgesetzt, was Experten immer wieder fordern – und was anderswo bereits Realität ist: In den Niederlanden etwa werden Schulen seit mehr als zwanzig Jahren abhängig von der sozialen Struktur der Schüler unterstützt, auch in einigen Schweizer Kantonen ist das der Fall. Die deutschen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hamburg gehen mittlerweile einen ähnlichen Weg.

In den Niederlanden erhalten Schulen für einen Schüler aus einer bildungsfernen Familie 25 Prozent mehr Geld als für andere; hat er zudem Migrationshintergrund, gibt es annähernd doppelt so viel. Gerade dieses Modell will man aber in Österreich vermeiden. „Womit ich zurückhaltend bin, ist, Ressourcen unmittelbar an Personen zu knüpfen“, sagt Schmied.

Die Idee, die im Unterrichtsministerium derzeit favorisiert wird: Schulen sollten auf Basis des sozioökonomischen Hintergrunds – genaue Daten dazu gibt es ja seit den Bildungsstandards – Anspruch auf Extrageld haben. Sie sollen dieses jedoch nicht automatisch bekommen, sondern erst, wenn ein entsprechendes pädagogisches Projekt konzipiert und eingereicht worden ist. Sie wolle weg vom alten Politikmuster, bei dem alles über Gesetze, Verordnungen und Erlässe funktioniere, sagt die Ministerin – und stattdessen die Energie am jeweiligen Standort aktivieren.

Wie groß der Anteil des Schulbudgets sein soll, der auf diese Weise vergeben wird, müsse aber erst politisch diskutiert werden – ebenso wie die Frage, woher das Geld dafür kommen soll. Realistischerweise sei eine Umsetzung der Idee aber ohnehin erst in der kommenden Legislaturperiode möglich.

Schon das neue Konzept für die Sprachförderung, an dem im Ministerium gefeilt wird, könnte aber ein Schritt in diese Richtung sein: Auch hier könnte bei der Mittelvergabe der soziale Hintergrund der Schüler berücksichtigt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2013)

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