Schickhofer: Der Bursch, den Franz selbst braucht

Schickhofer Bursch Franz selbst
Schickhofer Bursch Franz selbst(c) APA/MARKUS LEODOLTER (MARKUS LEODOLTER)
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Seit Mitte Jänner ist Michael Schickhofer (SPÖ) steirischer Bildungslandesrat. Auch Frank Stronach hätte den Vertrauensmann von Landeschef Voves gern im Team gehabt.

Graz. Über Gerüchte ärgert sich Michael Schickhofer. Und in jüngster Zeit kursieren viele davon, zumal nicht nur in der Steiermark alle ergründen wollen, wer er ist, der Neue in der Landesregierung. Da gibt es etwa das Gerücht, dass der 33-Jährige vor seiner SPÖ-Karriere Berater von Frank Stronach gewesen sein soll. „Ich habe nur ein paar Praktika bei Magna gemacht“, sagt Schickhofer. „In meiner Jugend.“ Immerhin: Eine Anekdote, die seit dem Amtsantritt des neuen Bildungslandesrats kursiert, ist wahr. „Franz, den Burschen brauch ich“, habe Stronach einst mit Blick auf Schickhofer zu Landeshauptmann Franz Voves gesagt. „Frank, den brauch ich selbst“, habe dieser darauf geantwortet. Michael Schickhofer grinst, wenn er diese eine Geschichte bestätigt.

Voves kennt er mittlerweile gut, und umgekehrt. Schickhofer gilt als Vertrauensmann und als Teil der mittelfristigen Planung der steirischen SPÖ nach Voves. Fünf Jahre lang arbeitete Schickhofer im Büro des Landeshauptmanns, zuständig für Gemeinde- und Regionalentwicklung, bevor er im Jahr 2010 in den Nationalrat wechselte. Im Jänner hat er nun die frühere Landesrätin Elisabeth Grossmann abgelöst. Die politische Karriere hat Schickhofer nach Aktivitäten in der Jugendarbeit als Lokalpolitiker in seiner Heimatstadt Weiz begonnen, übrigens auch die Heimat von Frank Stronach. Und irgendwie hat auch Frank, wie er ihn nennt, zumindest indirekt zu seinem Werdegang beigetragen. Dafür, sich politisch zu engagieren – wenn auch bei der SPÖ: Beim Praktikum in Kanada, Mitte der 1990er-Jahre, habe er realisiert, wie gut man es in Österreich habe, erzählt Schickhofer. Die Erfahrung bei Magna habe ihn motiviert, BWL zu studieren.

Aus bildungsferner Familie

Als Erster in seiner Familie hat er überhaupt Matura gemacht. Die Mutter Verkäuferin, der Vater in der Bank – bildungsfern heißt das heute. Gefühlt habe er sich nie so, sagt Schickhofer, auch, weil die Eltern ihn stets unterstützt hätten.

Tatsächlich geizt er nicht mit persönlichen Anekdoten. Kürzlich in Graz etwa: In einer einzigen kurzen Rede kommen neben den Eltern die Tochter, die Nichte und die Ehefrau vor. Mit ihr, seiner Jugendliebe, hat Schickhofer mittlerweile zwei Kinder. Von einem Gespräch mit ihr erzählt er auch auf der Bühne. Sie sei besorgt gewesen, dass ihn seine neue Funktion völlig vereinnahme. Er: „Ich lieb dich, seit ich zwölf Jahre alt bin, klar hab ich auch jetzt noch Zeit für dich.“

Das ist keine Masche, keine Koketterie eines Jungpolitikers. So ist er, der Michael Schickhofer, ehrlich und geradeheraus, man mag es ihm glauben. Auch, wenn er nach der Rede vor versammelter Mannschaft zweifelt, ob diese nicht doch allzu persönlich, gar peinlich war. Auf dem Weg zur Veranstaltung, sagt er, habe er überlegt, dass er eigentlich gern erzählen möchte, wie es ihm geht mit dem neuen Amt, an das er sich noch nicht so recht gewöhnt hat („Bis 20. Jänner war ich der Schicki, und jetzt bin ich der Herr Landesrat.“) Und den Anfang seiner Rede daher kurzfristig umgeworfen.

Pragmatisch, bodenständig

Pragmatisch und bodenständig gibt er sich auch politisch. Den Jugendschutz will er verschärfen. Aber, so schießt er nach, es gehe nicht um jene Fälle, bei denen es einmal länger wird beim Wirt oder der Musikkapelle. Auch auf die Gesamtschule hat er einen abgeklärten Blick, er sieht auch Schwierigkeiten in der Praxis. Gesamtschule ja, aber: Man brauche jedenfalls mehr Ressourcen für die Schulstandorte, die mit schwierigeren Bedingungen zu kämpfen haben, sagt er.

An diesem Punkt will Schickhofer ansetzen: Er will mit der (Um-)Verteilung von Stundenkontingenten dazu beitragen, die Standorte auf ein Niveau zu bringen. Denn, argumentiert er einmal mehr aus seiner eigenen Realität heraus: In Weiz seien alle Schulen „hervorragend“ – doch in der Stadt, wo einzelne Standorte problematischer seien als andere, würde auch er sich die Frage stellen: „Schicke ich meine Tochter dann dorthin?“

Zur Person

Michael Schickhofer (33) gilt als Vertrauensmann des steirischen Landeschefs Franz Voves (SPÖ). Der studierte Betriebswirt arbeitete auch als Unternehmensberater. Ab 2005 war er im Büro Voves tätig, ab 2010 saß er drei Jahre für die SPÖ im Nationalrat. Seit Jänner ist er steirischer Bildungslandesrat. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2013)

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