Vorwurf: Religionslehrer verteilen Kirchen-Broschüren

Archivbild - Die Rolle der Kirche im Staat ist Thema des Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien
Archivbild - Die Rolle der Kirche im Staat ist Thema des Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die "Initiative Religion ist Privatsache" will erfahren haben, dass Lehrer Broschüren gegen das Kirchenprivilegien-Volksbegehren an Schüler austeilen.

Die Broschüre "Was bringt Kirche" (PDF-Download) sorgt für Aufregung. Die katholische Kirche Österreichs will mit dem Informationsblatt aufklären, was das Land von der Kirche hat, um damit gegen das anlaufende "Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien" zu mobilisieren.

Der Obmann der "Initiative Religion ist Privatsache" empört sich in einer Aussendung darüber, dass die Kirche über "ihr eigenes Religionslehrernetzwerk" die Broschüren gegen das bevorstehende "Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien" austeilt. Heinz Oberhummer spricht von einem "moralischen sowie rechtsstaatlichen Tiefstand". Besonders verärgert zeigt sich Oberhumer darüber, dass diese Aktion "offensichtlich vom Bildungsministerium geduldet wird."

Er ersucht Unterrichtministerin Claudia Schmied (SPÖ), diesen "zynischen Propagandaeinsatz von LehrerInnen, die von der öffentlichen Hand bezahlt aber von der Kirche arbeitsrechtlich abhängig sind, umgehend zu unterbinden". Der Religionsunterricht dürfe nur jene Bereiche abdecken, die im Lehrplan geregelt seien. Aktive Einflussnahme auf das Stimmverhalten bei einem Volksbegehren gehöre "definitiv nicht" dazu. Und Oberhumer droht mit rechtlichen Konsequenzen, sollte die Verteilaktion auch nach den Osterferien noch fortgeführt werden.

Nur für Lehrer-Information

Die Broschüre sorgt für Aufsehen
Die Broschüre sorgt für Aufsehen(c) Screenshot

Sowohl Kirche, als auch Unterrichtsministerium weisen die Vorwürfe Oberhumers zurück. Die Broschüre sei nur für die Information der Pädagogen gedacht, stellte Paul Wuthe, Mediensprecher der Bischofskonferenz, am Donnerstag klar. Die Broschüre selbst habe auch keinen politischen Inhalt. "Der Vorwurf geht absolut ins Leere", so Wuthe, "die Religionslehrer haben den Falter zur Information erhalten". Am Donnerstagvormittag hieß es laut Austria Presse Agentur noch, dass die Folder auch in Schulen durch Religionslehrer verteilt werden. Das dementiert Wuthe nun. Zudem versteht er die Aufregung über die Kampagne nicht. Die Broschüre richte sich nicht gegen etwas, sondern zeige nur auf, was die Leistungen der Kirche für die Gesellschaft seien.

Dem Unterrichtsministerium ist kein Fall bekannt, in dem die Broschüre an Schüler verteilt wurde, sagt Ministeriumssprecher Raimund Lang. "Wir haben keine offizielle Bestätigung". Ob politische Broschüren an Schüler verteilt werden dürfen, dazu gibt es keine Auskunft. "Das müsste man sich im Einzelfall ansehen", sagt Lang.

Ein Sprecher der "Initiative Religion ist Privatsache" erklärte gegenüber DiePresse.com, dass nichts gegen eine Broschüre der Kirche zu sagen ist, solange diese nicht in den Schulen verteilt werde.

Kirche geht in die Offensive

Rund 1 Million Stück dieser Broschüren habe man drucken lassen, so der Mediensprecher der Bischofskonferenz (Die Presse berichtete). Die Folder sollen rund um Ostern in den Gotteshäusern, aber auch in kirchlichen Einrichtungen verteilt werden.

"Ihre Dienste und Leistungen kann die Kirche dank dem ehrenamtlichen Engagement vieler Christen oft günstiger erbringen als andere", argumentiert die Bischofskonferenz auch für die Subventionen an die Religionsgemeinschaften. Trotzdem brauche es auch finanzielle Mittel, da der Kirchenbeitrag nur die kirchlichen Kernaufgaben finanziere. "Kirchliche Leistungen für die Allgemeinheit werden teilweise vom Staat bezahlt, etwa Schulunterricht, Spitalsdienste oder Obdachlosenbetreuung. Der Staat erspart sich dadurch viel Geld."

(Red./APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Staatliche und kirchliche Amtsträger bei der Amtseinführung von Papst Franziskus.
Religion

Konkordat: Grüne wollen Kirchen-Vertrag auflösen

Eine Umfrage vor dem Volksbegehren: Die Regierung will den Vertrag zwischen Kirche und Staat aufrecht erhalten. Die FPÖ stellt Grundsteuer-Begünstigungen infrage. Peter Pilz (Grüne) ist für ein Schutzalter bei Beschneidungen.
Religion

Flugblattaktion: Wie die Kirche mobilisiert

Kardinal Schönborn wendet sich unverblümt gegen das Anti-Kirchen-Volksbegehren. Er lässt Flugblätter verteilen und wirbt für die vielfältigen Leistungen der Kirche.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.