Wegweiser durch die neue Ausbildungsstruktur

Wegweiser durch neue Ausbildungsstruktur
Wegweiser durch neue Ausbildungsstruktur(c) FABRY Clemens
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Lehrer für Volksschulen und berufsbildende Fächer werden weiter an den PH ausgebildet, Lehrer für die Sekundarstufe an PH oder Unis oder im Verbund.

Eignungs- und Aufnahmeverfahren, vier Jahre Bachelorstudium mit einem für alle gemeinsamen pädagogischen Kern von einem Studienjahr, ein verpflichtendes Masterstudium sowie eine ein- bis zweijährige Einführung in die Berufspraxis durch speziell ausgebildete Mentoren (Induktionsphase) - diese Reformen sollen zu einer gewissen Vereinheitlichung der Lehrerausbildung führen. Dennoch bleiben weiter unterschiedliche Wege zu verschiedenen Lehrämtern bestehen, wobei die Regierung eine erhöhte Durchlässigkeit hervorhebt. Im Folgenden ein Überblick über die neue Ausbildungsstruktur:

PRIMARSTUFE - Sechs bis zehn Jahre: Volksschullehrer müssen anstelle eines dreijährigen Bachelorstudiums künftig vier Jahre Bachelor- und ein Jahr Masterstudium absolvieren. Die Ausbildung soll dabei weiter zur Gänze an den Pädagogischen Hochschulen (PH) bleiben. Pflicht zur Kooperation mit Unis gibt es nicht. Will allerdings eine Uni Volksschullehrer ausbilden, muss sie dafür mit einer PH zusammenarbeiten. Prinzipiell sollen Bachelorabsolventen bereits mit der Induktionsphase unterrichten können, für eine Fix-Anstellung soll jedoch der Master Voraussetzung sein. Wie lange man bis zum Masterabschluss Zeit hat, muss erst im Dienstrecht geregelt werden. Hintergrund der doch deutlichen Verlängerung der Ausbildung: "Wir wollen, dass Volksschullehrer weiterhin Allrounder sind, aber zusätzliche Schwerpunktsetzungen im Studium ermöglichen", erklärt Ex-VP-Bundesrat Andreas Schnider, der die Reform für Unterrichts- und Wissenschaftsministerium begleitet hat, gegenüber der APA. Schließlich würden an Volksschullehrer heute zusätzliche Anforderungen wie Sprach- und Frühförderung gestellt.

NEUE MITTELSCHULE, AHS, BMHS - Zehn bis 19 Jahre: Künftig müssen alle Lehrer, die Schüler in den Altersgruppen zwischen zehn und 19 Jahren unterrichten wollen, eine Ausbildung zum Sekundarlehrer machen. Laut Gesetzesentwurf gilt der Grundsatz, dass sowohl PH als auch Unis "weiterhin ihre bereits bestehenden Lehramtsstudien selbstständig anbieten, wobei Kooperationen gewünscht sind". Den Bachelor können Unis bzw. PH allein oder gemeinsam anbieten, der Master muss hingegen teilweise oder zur Gänze an einer Uni stattfinden. Wer den vierjährigen Bachelor, den eineinhalb Jahre dauernden Master und die Induktionsphase hinter sich gebracht hat, kann damit sowohl an Neuen Mittelschulen (NMS) als auch an AHS oder in den allgemeinbildenden Fächern an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) unterrichten. In der NMS ist dabei laut Unterrichtsministerium ein Einsatz der Neo-Lehrer schon mit dem Bachelortitel vorstellbar, für eine Fixanstellung bleibt der Master Voraussetzung. Warum jemand, der an der NMS und damit nur die Altersgruppe der Zehn- bis 14-Jährigen unterrichtet, eine Unterrichtsbefähigung bis zu den 19-Jährigen braucht? Schnider: "Wir sind davon ausgegangen, dass eine qualitätsvolle Lehrerausbildung eine möglichst umfassende Fachausbildung braucht." Fachwissen sei für alle Lehrer der Sekundarstufe wesentlich und immerhin gebe es etwa in der AHS-Unterstufe und der Hauptschule seit 1998 gemeinsame Lehrpläne. Und: Auch in der BHS würden Lehrer nicht die gesamte Altersgruppe unterrichten, für die sie ausgebildet wurden, sondern nur 14- bis 19-Jährige.

SONDERSCHULE - Sechs bis 15 Jahre:

Eine separate Ausbildung für Sonderschullehrer (drei Jahre an den PH), wie es sie derzeit gibt, ist künftig nicht mehr vorgesehen. Stattdessen muss man sich zunächst für die entsprechende Altersgruppe entscheiden, in der man unterrichten will. Dann spezialisiert man sich im Rahmen der Ausbildung zum Primarlehrer (an einer PH) oder Sekundarlehrer (an Uni, PH oder Verbund) auf den Schwerpunkt inklusive Pädagogik und vertieft diesen im Masterstudium weiter. Bisher hat das Lehramt Sonderschule drei Jahre gedauert, künftig sind vier Jahre Bachelor- und ein- bzw. eineinhalb Jahre Masterstudium sowie die Induktionsphase nötig.

BERUFSBILDUNG - 14 bis 19 Jahre:

Wer praktische Fächer oder Berufsbildung an einer BMHS unterrichten will, muss sich dafür wie bisher berufsbegleitend an einer PH ausbilden lassen - allerdings bekommt man beim Berufseinstieg einen Mentor zur Seite gestellt. Künftig soll außerdem zumindest ein dreijähriger Bachelor in "Berufsbildung" Pflicht sein, wobei maximal der Lernumfang von zwei Jahren durch einschlägige Berufsausbildung und -praxis anerkannt werden. Dazu kann in manchen Fällen noch ein einjähriges Masterstudium kommen. Derzeit dauert die Zusatzqualifikation für Fachtheoretiker oder -praktiker prinzipiell drei Jahre.

(APA/Red.)

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