Dänen: Schulkonflikt wird zur Belastung

Daenen Schulkonflikt
Daenen Schulkonflikt(c) EPA (KAPSPER PALSNOV)
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Rund 69.000 dänische Lehrer bleiben aus den Schulen ausgesperrt. Für Eltern und Schüler ist das zunehmend problematisch.

Kopenhagen. In dem Kopenhagener Vorort Værløse baten Lehrer ihre Schüler in die Einkaufsarkade, um dort ein bisschen Unterricht zu simulieren. Der Zutritt zu den Schulen ist ihnen verboten, seit Kommunen und Staat vor einer Woche 69.000 Lehrer ausgesperrt haben, um ein neues Arbeitszeitmodell zu erzwingen. Ein paar Kollegen blockieren die Kreuzung mit Bannern, auf denen „Kein Arbeitszeitdiktat“ und „Keine Diskontschule“ steht.

Noch sind die Fronten verhärtet im Schulkonflikt, der 670.000 Schülern bis zur neunten Klasse und weiteren 200.000 in Berufs- und Erwachsenenbildung verlängerte Ferien brachte. Doch was in Woche eins noch Spaß gemacht hat, wird nun zunehmend nervig. „Die Eltern haben keine freien Tage mehr, die Kinder beginnen, Schule und Kameraden zu vermissen“, sagt Mette Hagensen, Vorsitzende der Organisation „Schule und Eltern“. „Erst war es cool, jetzt ist es langweilig“, klagt die elfjährige Nora. Im Zoo war sie, im Aquarium, mit Mama in der Arbeit, bei Opa zu Hause: alles abgehakt. Nun sehnt sie sich nach ihren Freunden, die ebenfalls zu Hause betreut werden. „In den ersten Tagen klappte das“, sagt Hagensen. „Jetzt wird es schwieriger.“

Probleme haben damit auch die Schüler der Abschlussklassen, die um ihre Prüfungsvorbereitung bangen. Härter noch trifft es jene Erwachsenen, die zugesagte Jobs verlieren, weil ihre Fortbildung gestrichen worden ist, oder deren Erwerb der Staatsbürgerschaft hintangestellt wird, weil sie die nötigen Kurse nicht abschließen können.

Längere Anwesenheit in Schule

„Wenn man wenigstens wüsste, dass über eine Lösung verhandelt wird,“ sagt Hagensen. Doch zwischen dem Lehrerverband und den Arbeitgebern gab es seit Beginn der Aussperrung keinen Kontakt. Der Streitpunkt: Statt wie bisher oft zu Mittag heimzugehen und dort den Unterricht für den nächsten Tag vorzubereiten, sollen Lehrer künftig länger an der Schule sein, in der Regel täglich von acht bis 16 Uhr.

Die Lehrer fürchten eine Schule, in der die Unterrichtsvorbereitung geopfert werde, und glauben, die Regierung wolle sie als Brechstange benützen, um in der nächsten Tarifrunde auch anderen öffentlich Bediensteten flexiblere (und längere) Arbeitstage vorzuschreiben. Entsprechende vertrauliche Strategiepapiere sind an die Öffentlichkeit gedrungen.

Und auch wenn die Regierung derartige Pläne bestreitet: Lehrervorsitzender Anders Bondo Christensen ist überzeugt, dass der Konflikt mit einem Zwangseingriff enden wird, der den Arbeitgeberwünschen weitgehend folgt. Beobachter sind der Meinung, dass die Regierung damit aber abwarten dürfte – bis der Druck der geplagten Eltern unüberhörbar wird. Bis dahin muss die Gewerkschaft die Löhne der ausgesperrten Lehrer aus der Streikkasse zahlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2013)

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