Kaum jemand will Schuldirektor werden

Direktorsposten fuer Lehrer
Direktorsposten fuer Lehrer(c) Presse Fabry
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In vier Bundesländern bewirbt sich häufig nur ein einziger Lehrer für eine Stelle als Pflichtschuldirektor, in manchen Fällen auch keiner. Die größten Probleme hat die Steiermark.

Keine administrative Unterstützung, keine Freistellung vom Unterricht, geringe Zulagen für die zusätzliche Arbeit - immer weniger Lehrer im Pflichtschulbereich streben den einstigen Prestigeposten des Schuldirektors an. Dabei handelt es sich nicht um ein durchgehendes Phänomen, ein Rundruf zeigt allerdings, dass das Problem verbreitet ist. So gab es zuletzt im Burgenland, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg bei mindestens der Hälfte der ausgeschriebenen Posten nur einen Bewerber und in Einzelfällen keinen. Auch in Oberösterreich und Salzburg wird es zunehmend eng.

Die Situation an den Pflichtschulen (Volks-, Haupt-, Sonder-, Berufs- und Polytechnischen Schulen) ist speziell: Den Schulen steht nämlich nicht automatisch eine administrative Unterstützung zu, diese wird nur in Einzelfällen von den Gemeinden als Schulerhalter zur Verfügung gestellt. Vom Unterrichten freigestellt werden Pflichtschuldirektoren außerdem erst, wenn sie für mehr als acht Klassen zuständig sind - und die gibt es in den am Land verbreiteten Klein- und Kleinstschulen nur selten. Das Grundgehalt ist dasselbe wie für Lehrer, dazu kommen Zulagen abhängig von Dienstalter und Zahl der Klassen.

An höheren Schulen gibt es Administratoren

Das ist zwar bei den Bundesschulen auch der Fall, die an den Unis ausgebildeten Lehrer der AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen erhalten jedoch ein deutlich höheres Grundgehalt. Außerdem stehen ihnen neben Sekretärinnen auch Administratoren zur Seite, die etwa Stunden- und Supplierpläne erstellen. Im Gegensatz zu den Pflichtschulen werden aus diesem Bereich daher auch kaum "Nachwuchsprobleme" gemeldet.

Die größten Schwierigkeiten werden aus der Steiermark berichtet: Dort gab es im vergangenen Jahr für mehr als die Hälfte der 60 Ausschreibungen nur einen Bewerber und bei fünf gleich gar keinen.

Bei rund der Hälfte gab es im Burgenland, in Tirol und Vorarlberg nur Einzelbewerbungen und in Einzelfällen keinen Interessenten. Auch früher habe es meist nicht mehr als zwei, drei Bewerber pro Posten gegeben, das Interesse habe allerdings insgesamt deutlich abgenommen, so der burgenländische Landesschulratspräsident Gerhard Resch. Er setzt Hoffnung auf die angekündigte Schulverwaltungsreform, wodurch ein Leiter mehrere Kleinschulen betreuen können soll. Das sei zwar derzeit schon möglich, bedeute aber deutliche Mehrkosten.

Job attraktiver gestalten

"Die Funktion ist nicht mehr so gefragt wie früher", berichtet auch der Vorarlberger Schulabteilungsleiter Andreas Meusburger. Derzeit sucht man auf Initiative von Schulleitern gemeinsam nach Modellen, wie man den Job attraktiver gestalten könnte. In Tirol führt man den großen Anteil an Einzelbewerbungen auch auf die Schulstruktur mit vielen Kleinschulen zurück.

In Salzburg machen die Einzelbewerbungen ebenfalls die Mehrheit aus. Diesen Trend gebe es schon seit Jahren, so Karl Premißl, der in der Schulabteilung für die Pflichtschulen zuständig ist. Es komme auch vor, dass sich niemand bewirbt. Bei einer Schule gab es für das laufende Schuljahr selbst bei der zweiten Ausschreibung keinen einzigen Interessenten. Premißl vermutet als Mitgrund, dass die Aufgaben immer umfangreicher werden: Schulleiter seien etwa die entscheidenden Multiplikatoren bei der Umsetzung der Schulreformen, aber auch die Administration werde immer aufwendiger. Bei den Zulagen zum Lehrergehalt werde das "nicht ausreichend dargestellt".

Auch in Oberösterreich gibt es immer öfter nur Einzelbewerbungen, vor allem an Klein- und Kleinstschulen im Pflichtschulbereich. Mitunter finde sich auch kein Interessent, heißt es auf dem Landesschulrat. "Ein großes Problem ist es aber derzeit nicht", wird betont. Es sei bisher immer noch gelungen, geeignetes Personal als Schulleiter einzusetzen.

Keine Probleme, ausreichend Bewerber zu finden, gibt es hingegen in Wien: Im Schnitt gebe es pro Ausschreibung drei bis vier Interessenten. Dass sich für eine Stelle niemand bewirbt, komme de facto nicht vor, heißt es aus dem Stadtschulrat. Unterschiede nach Schularten gebe es nicht, bei Schulen mit besonderem Renommee gebe es allerdings in der Regel noch einmal mehr Bewerber.

Ähnlich die Situation in Niederösterreich: Es gebe zwar nicht immer fünf Bewerber für einen Posten, geeignete Kandidaten würden sich jedoch immer finden. Dass es gar keine Interessenten gegeben habe, sei überhaupt noch nicht passiert. Als Grund vermutet Landesschulrats-Präsident Hermann Helm (ÖVP) die vielen "Mitbetreuungen": So gebe es an insgesamt 150 kleinen Standorten keinen eigenen Leiter, sondern eine Mitbetreuung durch den Direktor einer benachbarten Schule. Dabei wird darauf geachtet, dass ein Leiter für mindestens acht Klassen zuständig ist - wodurch er vom Unterricht freigestellt ist und sich auf Verwaltung und Personalentwicklung konzentrieren könne. Außerdem seien die Bezirksschulinspektoren dazu angehalten, als geeignet vermutete Lehrer zu einer Bewerbung zu motivieren.

An Kärntens Pflichtschulen ist die Lage ebenfalls relativ entspannt. Dass sich zu wenige Interessenten bei einer Ausschreibung melden, sei "maximal vereinzelt" der Fall, so Schulabteilungsleiterin Gerhild Hubmann.

(APA)

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