Studie: 81 Prozent der Eltern geben "Nachhilfe"

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Die Mehrheit der Eltern hat fachliche Probleme bei der Unterstützung ihrer Kinder, wie das "Nachhilfebarometer" zeigt. Die Gesamtausgaben für Nachhilfe sind zurückgegangen.

Der Lerndruck auf die Familien steigt, zeigt die am Mittwoch präsentierte "Nachhilfebarometer"-Erhebung der Arbeiterkammer (AK). Demnach müssen bereits 81 Prozent der Eltern zumindest gelegentlich unfreiwillig als Hilfslehrer einspringen. Vor einem Jahr sagten nur 77 Prozent, sie würden für Erklärungen einspringen. Am stärksten betroffen sind dabei die Eltern von Volksschülern (90 Prozent), in der Oberstufe sind es noch immer 58 Prozent.

Die Gesamtausgaben für Nachhilfe sind indes zurückgegangen (von 107 auf 101 Mio. Euro 2012) - allerdings nur, weil eine Verlagerung von bezahlter zu "kostenloser" Nachhilfe durch die Eltern stattgefunden habe, kritisierte Gabriele Schmid, Leiterin der bildungspolitischen Abteilung der AK.

Immer mehr Eltern lernen häufig mit Kindern

Vor allem der Anteil an Eltern (rund 2900 durch Ifes befragte Haushalte), die täglich oder mehrmals pro Woche mit den Kindern lernen oder Hausübung machen, sei gestiegen: Insgesamt liegt er über alle Schulformen bei 58 Prozent, in der Volksschule gar bei 74.

Für AK-Präsident Rudolf Kaske sind die Ergebnisse der Befragung ein Beleg dafür, dass von der Schule die Verantwortung für den Lernerfolg an die Eltern abgeschoben werde, was diesen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zusätzlich erschwere. "Das ist nicht sehr zeitgemäß", kritisierte er. "Der Schulerfolg darf nicht davon abhängen, wie gut die Eltern beim Lernen helfen können oder ob sie die Nachhilfe bezahlen können." Durch Nachhilfe entstünden den Familien nicht nur unnötige Kosten, "der Stress, der da in die Familien ausgelagert wird, ist enorm".

Zwei Drittel der Eltern fachliche Probleme

Umgerechnet leisten Eltern bei der Lernunterstützung ihrer Kinder die Arbeit von 48.000 Vollzeitbeschäftigten, ihnen entgehen dadurch 82 Mio. Stunden an Freizeit. Wie erstmals in der Ifes-Befragung erhoben wurde, haben zudem zwei Drittel der Eltern fachliche Probleme bei ihrem Nachhilfelehrer-Dasein: 26 Prozent plagen sich in jedem Fach, 34 Prozent können ihren Kindern zumindest in einzelnen Fächern nur schwer helfen. Besonders benachteiligt seien dabei jene Eltern, die selbst nur eine geringe Bildung haben, und Wenigverdiener.

Als "Lichtblick" sieht man in der AK die verschränkte Ganztagsschule, in der sich Unterricht, Lern- und Freizeitphasen abwechseln. Hier sei der Anteil der Eltern, die täglich mit Volksschulkindern lernen mussten, deutlich geringer als in der Halbtagsform (20 zu 55 Prozent). Hier sieht Kaske durch den von der Regierung geplanten Ausbau der Ganztagsschulen viel Potenzial für eine Verbesserung der Situation.

21 Prozent auf Nachhilfe angeweisen

Insgesamt sind laut der Erhebung 210.000 Schüler auf Nachhilfe angewiesen, das entspricht 21 Prozent. 40.000 bekommen sie nicht, vor allem, weil die Eltern sie nicht bezahlen können - so konnten sich nur acht Prozent der Familien mit einem Haushaltseinkommen unter 1.600 Euro netto Nachhilfe für ihr Kind leisten, aber 58 Prozent der Familien mit mehr als 2500. Weitere 50.000 weichen auf Gratis-Nachhilfe durch Geschwister, Freunde oder Klassenkollegen aus.

Dabei kommt die Idee, Nachhilfe zu nutzen, nicht immer von den Familien selbst: 13 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen dies von der Schule nahegelegt wurde. "Die Schule darf die Verantwortung nicht in die Wohnzimmer abschieben", kritisierte Kaske.

Weiterhin hoch ist bei bezahlter Nachhilfe die Kostenbelastung laut AK-Erhebung: Pro Familie fallen 679 Euro (2012: 670) an Nachhilfekosten pro Jahr an. Dass die Gesamtausgaben im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind, führt Schmid allerdings nicht auf sinkenden Bedarf zurück. Wegen der Wirtschaftskrise werde lediglich immer öfter auf Sommernachhilfekurse verzichtet.

(APA)

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