Rechnungshof: Lehrer sollen mehr arbeiten

Claudia Schmied (SPÖ)
Claudia Schmied (SPÖ) (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Überstunden zeigen: Die Pädagogen wären bereit, mehr Stunden zu unterrichten. Dafür brauchten sie aber Unterstützung durch Extrapersonal.

Wien. Und schon wieder liegt eine Studie vor, die in den Verhandlungen zum neuen Lehrerdienstrecht instrumentalisiert werden könnte. Die Rede ist vom aktuellen Bericht des Rechnungshofs (RH). Dieser bietet nicht nur Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) eine willkommene Argumentationshilfe, sondern auch ihrem Gegenspieler, der Gewerkschaft. Je nach Interpretation eben.

Ministerin Schmied wird sich vor allem darüber freuen, dass der Rechnungshof empfiehlt, die Unterrichtsverpflichtung für alle Bundeslehrer – AHS- und BMHS-Lehrer – zu erhöhen. Schmied wird damit in ihrer seit Jahren erhobenen Forderung nach einer Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung bestätigt. Der RH sieht in einer solchen einen finanziellen Vorteil. Denn durch eine Anhebung von derzeit 20 auf 22 Wochenstunden würden zwei Drittel der Kosten für Überstunden wegfallen.

Die Pädagogen leisten derzeit eine ganze Menge an Überstunden. Allein im Schuljahr 2011/12 entsprachen die fix eingeplanten Überstunden der Arbeit von 5200 vollständig beschäftigten Lehrern. Diese – häufig wegen des zunehmenden Lehrermangels – entstehenden fixen Überstunden interpretiert der Rechnungshof so: „Die regelmäßig aufgetretenen Dauermehrdienstleistungen deuten darauf hin, dass die Bundeslehrer über die Lehrverpflichtung hinausgehend zu weiteren Unterrichtstätigkeiten bereit waren.“ Die simple Frage lautet also: Warum sollte das nicht auch künftig funktionieren?

Die Lehrergewerkschaft würde bei diesem Punkt wohl einiges zu entgegnen haben. Diese RH-Empfehlung passt so gar nicht zu den Vorstellungen der Lehrervertreter. Eine andere aber sehr wohl. Denn der Rechnungshof fordert das Ministerium eindringlich dazu auf, die Lehrer von administrativen und sozialen Tätigkeiten zu entlasten. Würden die Lehrer von derartigen Aufgaben zumindest teilweise befreit werden und durch Verwaltungsbedienstete ersetzt, dann brächte das Einsparungen von rund 13 Millionen Euro pro Jahr, rechnet der RH-Bericht vor.

Immer mehr Pädagogen fehlen

Auch auf ein weiteres Problem weist der Rechnungshof hin: den zunehmenden Lehrermangel. Für 2013/14 ist kurzfristig sogar mit einem weiteren Anstieg des Lehrermangels durch die Verschärfungen der Hacklerregelung zu rechnen. Allein in diesem Schuljahr werden demnach mehr als 3000 zusätzliche Lehrer benötigt.

Neben dem Generationenwechsel – zwischen 2012/13 und 2025/26 müssen 19.677 Lehrer bzw. rund 55 Prozent der aktuellen Stellen nachbesetzt werden – haben personalintensive Schulreformen wie die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl und die Einführung der Neuen Mittelschule (NMS) die angespannte Personalsituation verschärft. Genau diese Prestigeprojekte der Ministerin sind es auch, die schon jetzt unter dem Mangel an geeignetem Personal leiden.

Vom Rechnungshof gibt es deshalb auch deutliche Kritik. Es fehle sowohl ein koordinierender Maßnahmenplan des Unterrichtsministeriums zur Deckung des Lehrerpersonalbedarfs als auch ein Plan, wie es gelingen könnte, das bestehende Lehrerpersonal länger im Aktivstand zu halten.

Auf einen Blick

Die Bundeslehrer – zu diesen zählen AHS- und BMHS-Lehrer – leisten laut Rechnungshof viele Überstunden. Allein im Schuljahr 2011/12 entsprachen fix geplante Überstunden, die zumeist durch den Lehrermangel entstehen, der Arbeit von 5200 vollbeschäftigten Lehrern. Der RH schließt daraus, dass die Lehrer bereit seien, über die Lehrverpflichtung hinausgehend weitere Unterrichtstätigkeiten zu übernehmen. Es bräuchte aber mehr Unterstützungspersonal.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2013)

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