Umfrage: Klare Mehrheit für Bildungspflicht bis 18

Umfrage Klare Mehrheit fuer
Umfrage Klare Mehrheit fuer(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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82 Prozent der Österreicher sind dafür, dass die Schulpflicht verlängert werden soll, wenn Jugendliche die Mindestanforderungen nicht erfüllen. Die "Extrarunden" sind aber nicht unumstritten.

Reichen neun Jahre Schulpflicht? Oder sollen Jugendliche, die die Mindestanforderungen in Lesen, Schreiben und Rechnen nicht erfüllen, länger zum Lernen verpflichtet werden? 82 Prozent der Österreicher sagen Ja und plädieren für die Einführung einer Bildungspflicht bis 18 Jahre. Das zeigt eine Gallup-Umfrage unter 1000 Personen. Gegen die Bildungspflicht sprachen sich lediglich zwölf Prozent der Befragten aus, sechs Prozent gaben keine Antwort. Die Forderung des Expertenrats für Integration stößt auch bei ÖVP und SPÖ auf Zustimmung.

Frauen (85 Prozent) befürworten eine Bildungspflicht übrigens stärker als Männer (79 Prozent). Regional leben die größten Bildungspflicht-Fans in Wien, 89 Prozent stimmen hier dafür. In Tirol und Vorarlberg beträgt die Zustimmungsrate dagegen nur 77 Prozent.

Bildungspflicht als "Verlängerung des Elends"

Allerdings stößt die Idee der Bildungspflicht bei Experten teils auf Ablehnung. Wenig Freude hat etwa der Bildungswissenschafter Stefan Hopmann von der Uni Wien damit. Sie sei eine "Verlängerung des Elends" und zudem teuer, so Hopmann im Ö1-"Mittagsjournal". Die betroffenen Jugendlichen noch "Extrarunden drehen zu lassen" entlaste höchstens das AMS und ähnliche Einrichtungen.

Wesentlich sinnvoller und kostengünstiger wäre es, die Kinder schon im Kindergarten und der Volksschule besser zu beobachten und zu fördern. Das sei "per saldo sehr viel effektiver, erfolgswahrscheinlicher, kostengünstiger und besser als zu warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen und ersoffen ist und ich's dann für teures Geld wieder rausfischen möchte", so Hopmann.

Zahlen der Statistik Austria zeigen wiederum: Wer derzeit den Abschluss der Sekundarstufe I (Hauptschule, AHS-Unterstufe, Neue Mittelschule) nicht auf Anhieb bzw. kurz nach Ende der Schulpflicht schafft, hat nachher schlechte Chancen dafür.

(APA/Red.)

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