Bifie: Forscher müssen vor Schmied „kuschen“

Claudia Schmied (SPÖ)
Claudia Schmied (SPÖ)(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Schwere Vorwürfe von Ex-Chef Günter Haider gegen die Unterrichtsministerin. Die neue Bifie-Führung dementiert.

Wien/J.n. Der Vorwurf, Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) halte brisante wissenschaftliche Daten unter Verschluss, sorgt weiter für Aufregung. Nachdem sich – wie „Die Presse“ berichtete – anonyme Mitarbeiter des ministeriumsnahen Bildungsforschungsinstituts Bifie über die Vorgehensweise des Ministeriums beschwert haben, legt Ex-Bifie-Direktor Günter Haider nach: Das ministerielle „Signal“ an die Bifie-Forscher, „ja keine Berichte im Wahljahr zu veröffentlichen“, sei wohl kein Zufall.

Er berichtet im Gespräch mit der „Presse“ von „massiven“ Eingriffen im Bifie. Zuerst habe es „stets telefonische Warnungen“ aus dem Ministerium gegeben, dem folgten „ernsthafte Gespräche“ im Ministerbüro. „Kuschen die Wissenschaftler dann noch nicht, wird an institutionellen Hebeln gezogen“, so Haider. Den Hintergrund für die angebliche Zurückhaltung der Daten erklärt Haider so: Viele Behauptungen Schmieds, vom „angeblichen pädagogischen Erfolg der gemeinsamen Neuen Mittelschule, von den Wirkungen der Ganztagsschule oder den tatsächlich benötigten pädagogischen Unterstützungskräften zerbröseln, wenn entsprechende Fakten aus den wissenschaftlichen Evaluationen bekannt würden“.

„Halten keine Daten unter Verschluss“

Sowohl die Bifie-Leitung als auch das Ministerium weisen den Vorwurf zurück. Es seien keineswegs Daten unter Verschluss gehalten worden, sagt der neue Bifie-Chef, Martin Netzer, in einem Leserbrief (siehe Seite 26). Teile der im Jahr 2012 erhobenen Daten – es geht dabei unter anderem um den Einsatz von Schulpsychologen und Sozialarbeitern an den Schulen – seien bereits im Jänner veröffentlicht worden. Weitere Veröffentlichungen sind erst im Jahr 2015 geplant.

Dass der Großteil der Daten aber (noch) nicht veröffentlicht ist, zeigt die Beantwortung einer aktuellen parlamentarischen Anfrage durch die Ministerin. Dort bestätigt Schmied, dass es keine weiterführenden Analysen zu den Daten gibt. Einzelne ausgewählte Ergebnisse seien bislang nur an Schulaufsicht, Schulleiter, Lehrer und Schüler weitergegeben worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2013)

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