AHS-Lehrer machen Stimmung gegen "Riesensparpaket"

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AHSLehrer machen Stimmung gegen(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Lehrervertreter Quin über Einbußen bei Gehalt und Qualität. Er glaubt nicht daran, dass der "legistische Schrott" beschlossen wird.

Die mit Beginn des Schuljahrs gestartete Informations-Offensive für bzw. gegen die geplante Reform des Lehrerdienstrechts ist Ende der Woche in die nächste Runde gegangen. Bei einem "Informationsabend" machte der oberste AHS-Lehrervertreter Eckehard Quin (FCG) Stimmung gegen das "Riesensparpaket". Der Dienstgeber bekam dabei immer wieder sein Fett ab, was vom Publikum mit Lachern quittiert wurde.

Für Raunen sorgten unter den Zuhörern unterdessen die von Quin geschilderten negativen Auswirkungen des Gesetzesentwurfs, der Mitte August von der Regierung trotz fehlender Sozialpartner-Einigung in Begutachtung geschickt worden war. In den kommenden zwei Wochen soll an den AHS über die Folgen informiert werden, dementsprechend waren neben einigen Junglehrern vor allem ältere Lehrer aus der Personalvertretung vor Ort.

Quin: Bis zu 40 Prozent mehr Arbeit

So müssten laut Quin Bundeslehrer durch die vorgesehene Anhebung der Unterrichtsverpflichtung (24 statt bisher 20 bis 22 Stunden) bis zu 40 Prozent mehr Arbeit leisten, an Abendschulen wären es gar bis zu 87 Prozent - langfristig würden dadurch 15.000 Lehrerposten eingespart. Der Vorschlag der Regierung, dass für Klassenvorstands- bzw. Mentorentätigkeit jeweils eine Stunde weniger Unterricht anfallen soll, ist für Quin keine Verbesserung. 58 Prozent müssten nämlich dennoch 24 Stunden unterrichten - unterschiedliche Belastung in Korrekturfächern bleibe dabei unberücksichtigt, künftig soll jede Stunde gleich viel wert sein.

Folge: Lehrer müssten sich um zusätzliche Klassen kümmern, was der Individualisierung zuwiderlaufe. Ein Qualitätsverlust droht laut Quin auch durch die Regelung, dass Lehrer auch in Fächern eingesetzt werden dürfen, für die sie keine Ausbildung haben - an den Hauptschulen/Neuen Mittelschulen ist das jetzt schon der Fall.

Politische Willkür bei Direktoren

Zudem befürchtet Quin, dass die Neuregelung der Direktorenbestellung (Befristung auf fünf Jahre, bei Kleinschulen "Bestellung durch Handauflegen des Dienstgebers" statt Auswahl in Assessments) politische Willkür bringe. Dass Schulleiter künftig während der gesamten Unterrichtszeit anwesend sein sollen, sei ebenfalls bizarr ("Was bringt es, wenn der Direktor während des Freifachs Volleyball von 17.30 bis 19 Uhr im Büro sitzt?").

Entfall von "fast allen" Zulagen

Die Mehrarbeit und der Entfall von "fast allen" Zulagen bedeutet für AHS- und BHS-Lehrern laut dem Gewerkschafter wiederum über das gesamte Berufsleben einen Verlust von durchschnittlich einer halben Million, für den Staat indes im Endausbau Einsparungen von einer halben Milliarde Euro pro Jahr. "Die Aussage, es gibt keine Verlierer beim neuen Dienstrecht, ist schlichtweg gelogen. Aber in Wahlzeiten ist man ja flexibler mit der Wahrheit", kritisierte Quin.

Durch eine andere Regelung würde gar der gesamte öffentliche Dienst beeinflusst, glaubt Quin: Zwar müssen laut neuer Lehrerausbildung künftig alle Lehrer einen Master absolvieren, die Bezahlung soll allerdings nicht der akademischen Ausbildung entsprechen. "Da wird jetzt für 29 Prozent der öffentlichen Bediensteten ein Prinzip über den Haufen geworfen."

Einern Grund für Kampfmaßnahmen gibt es für Quin derzeit trotzdem noch nicht - an einen Beschluss vor oder kurz nach der Wahl scheint er ohnehin nicht zu glauben. "Der Zeit- und intellektuelle Horizont der verantwortlichen Politiker reicht nur bis zum 29. September." Außerdem vertraue er darauf, dass "kein Parlamentarier, der auch nur ein Fünkchen Rückgrat hat", einen unter politisch erzeugtem Zeitdruck entstandenen "legistischen Schrott" beschließen werde.

(APA/Red.)

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