Der Arbeitstag einer Lehrerin in der HAK

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Welche Arbeit fällt in der Schule tatsächlich an? "Die Presse" hat eine HAK-Lehrerin durch ihren Schul- und Arbeitstag begleitet.

BHAK Polgarstraße. Nina Brenner hat eine halbe Lehrverpflichtung. Montag ist jener Tag, an dem sie knapp die Hälfte ihrer wöchentlichen Arbeit erledigt. Das dauert dann aber auch.

7.30 Nina Brenner steht mit einem Kollegen am Kaffeeautomaten. Gerade hat die Wirtschaftspädagogin noch die letzten Zettel ausgedruckt, darauf der Plan für die folgenden vier Stunden. Auf dem Programm steht die Übungsfirma: Zwölf Handelsschülerinnen betreiben während des Schuljahrs ein (fiktives) Unternehmen, eine Handyfirma. Heute sollte endlich Umsatz gemacht werden.

8.00 Es läutet zur ersten Stunde. "Na, seid ihr fit?", fragt Brenner ihre Schülerinnen. Es geht. Ein Montagmorgen mit einer Gruppe Siebzehnjähriger eben. Brenner schwirrt herum und versucht, akute Fragen zu beantworten: Fehlt hier die Umsatzsteuer? Wann darf man dem Kunden eine Mahnung schicken? Und überhaupt: Warum klappt es mit der Bestellung nicht? Für die Schülerinnen ist es ein wichtiges Fach: Im Frühjahr steht die Abschlussprüfung an. Und da müssen sie zeigen, dass sie ihre Firma im Griff haben.

9.40 Nach hundert Minuten die erste Pause. Nicht für Nina Brenner: Sie trifft sich mit einer Kollegin und bespricht die Frühwarnungen. Für einige Schüler dürfte es knapp werden, das zeichnet sich jetzt schon ab. Und es gibt da noch einen anderen Fall: Ein Bub hat anscheinend Probleme zu Hause. Was tun? Sie einigen sich, dass zunächst die Klassenlehrerin das Gespräch sucht.

10.00 Es geht weiter mit der Übungsfirma. Zwischendurch ein Bissen vom Weckerl.

11.40 Nina Brenner räumt auf. Der Unterricht ist für heute zu Ende. Der Arbeitstag? "Noch nicht", sagt die Lehrerin. Es geht weiter.

12.00 Eigentlich wäre jetzt Sprechstunde, allerdings kommt am Montagmittag kaum jemand vorbei: ein ungünstiger Termin. Die Elterngespräche finden daher zumeist in der Früh statt, vor dem Unterricht. Oder per Telefon. Brenner, auch Klassenvorstand, nutzt die Zeit, um das elektronische Klassenbuch zu aktualisieren. Ganz in Ruhe: In der Polgarstraße gibt es kein überfülltes Konferenzzimmer mehr, sondern zwölf Büros, die von jeweils fünf bis zehn Lehrern besetzt sind.

13.00 Endlich Essen. Das Schulbuffet bietet heute die Kebab-Box an, wie jeden Montag.

13.35 Nina Brenner hat zwar immer noch den Kaffee in der Hand, es wird allerdings schon wieder dienstlich: Die Schulsozialarbeiterin ist eingetroffen, und Brenner hat ein Anliegen: Da ist ein Mädchen, das dauernd fehlt. Man weiß nicht recht, wo das Problem liegt. Ist es bloß die Pubertät, geht die Phase also ohnehin von selbst vorbei? Oder sollte man doch die Psychologin beiziehen?

13.50 Wieder die Stufen hinunter, zu einem Kollegen. Es gilt, die Schularbeit zu besprechen, die Wirtschaftspädagogik-Studenten im Rahmen ihres Schulpraktikums erstellten.

14.00 Zurück im Lehrerzimmer. Nina Brenner sucht in den Unterlagen nach einer Telefonnummer, greift zum Hörer: Das Telefonat mit der Mutter einer Schülerin sollte knapp eine Dreiviertelstunde dauern. Ist eine Lösung gefunden? Die Lehrerin hofft es. Immerhin kann sie auf die Eltern zählen. "Bei manchen anderen Schülern würde ich mir mehr Unterstützung wünschen."

14.45 Brenner seufzt. Jetzt mit der Vorbereitung für die restliche Woche zu beginnen zahlt sich nicht mehr aus. Normalerweise versucht sie, so viel wie möglich am Montag zu erledigen, wenn ihre Kinder betreut sind. Heute folgt ein Termin auf den nächsten.

15.00 Wieder zwei Stockwerke nach unten: Nachdem die BW-Schularbeit schlecht ausgefallen ist, ist die Stimmung unter Brenners Schülern nicht gerade gut. Die Lehrerin hat ihnen angeboten, in der Freistunde über die Klausur zu reden. Tatsächlich hat das Gespräch eher psychologischen Charakter: Geredet wird nicht nur über den Stoff, sondern auch über Stress, Druck und Eltern.

15.35 Besprechung mit der Deutschlehrerin: Nina Brenner und sie haben ein Projekt gestartet, mit dem Sprache im Fachunterricht gefördert werden soll. Kurz wird angerissen, was in der nächsten Einheit Thema sein soll.

16.00 Ein Kollege steht in der Tür: "Fertig?" Der vorerst letzte Termin für heute steht an: Eine Handvoll Lehrer will (mit dem Segen des Direktors) einen neuen Schulzweig gestalten. Arbeitstitel: HAKexp. Neben Wirtschaft soll dabei auch Soziales auf dem Programm stehen, Eigenverantwortung und ganzheitliches Denken sollen gefördert werden. Bunte Zettelchen hängen an einer Pinnwand, Brenner durchforstet mit vier anderen Lehrern den Lehrplan. Mit übernächstem Schuljahr soll bereits gestartet werden.

18.20 Die Köpfe rauchen, die Lehrer packen zusammen, neue Treffen werden vereinbart.

Hier gehts zum Arbeitstag einer Lehrerin in der NMS.

18.30 Schluss für heute. Oder doch nicht? Etwas Hausübung wird zum Verbessern mit nach Hause genommen. Nicht jeder Tag ist übrigens so lang wie der Montag: Zwei Vormittage unterrichtet Nina Brenner noch, sie hat eine halbe Lehrverpflichtung. Vorbereitet werden die Stunden zum Teil zu Hause.

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