Im Internet auf Lehrersuche

(c) Clemens Fabry
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Direktoren können Lehrer in Zukunft online aussuchen. Echte Autonomie haben sie trotzdem nicht: Die Entscheidung trifft nach wie vor der Landesschulrat.

Wien. Den perfekten Lehrer finden – im Internet: Das soll demnächst für die heimischen Schulleiter möglich werden. Ursprünglich lediglich für die Steiermark geplant, soll das Projekt „Get your Teacher“ ab kommendem Herbst österreichweit laufen. Über eine Online-Plattform sollen Direktoren – vorerst nur jene an den Gymnasien und den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen – die passenden Pädagogen aussuchen können.

Ein Mathematiklehrer, der auch Türkisch spricht? Einer mit Biologie als Zweitfach? Oder lieber einer mit IT-Kenntnissen? Nicht nur das Fach, sondern auch zusätzliche Qualifikationen sollen dort einsehbar sein – auch Bewerbungsgespräche sind möglich. Zusagen kann der Schulleiter freilich nicht machen.

Denn ob eine Schule ihren Wunschlehrer oder ihre Wunschlehrerin auch tatsächlich bekommt, hat mit der Plattform nichts zu tun. Rein rechtlich ändert sich nichts: Das letzte Wort hat wie bisher der Landesschulrat. Auch in Zukunft trifft die Behörde die finale Entscheidung darüber, welcher Pädagoge an welche Schule geschickt wird.

Ein weiteres Problem bleibt ungelöst: Jene Lehrer, für die sich keine Schule interessiert, werden trotzdem einem Standort zugeteilt (sofern es in ihrem Unterrichtsfach Bedarf gibt). Und auch die Warteliste, die zwar offiziell seit einiger Zeit abgeschafft ist, hat eine gewisse Relevanz, heißt es aus der Praxis: Wartet ein Lehrer seit Jahren auf eine Anstellung, ist nicht unwahrscheinlich, dass er den Vorzug bekommt – auch, wenn sich eine Schule einen anderen gewünscht hätte.

Nicht wirklich mehr Autonomie

Der „erste Schritt zu mehr Schulautonomie“, von dem Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) im Zusammenhang mit dem neuen Auswahlmodell spricht, ist daher bestenfalls ein kleiner. In der Tat versuchen die meisten Direktoren ohnehin bereits jetzt (informell), bestimmte Lehrer an ihre Schule zu holen. Man versuche ebenfalls bereits jetzt, wenn möglich diese Wünsche zu berücksichtigen, heißt es aus Landesschulräten.

Die zentrale Neuerung des 40.000-Euro-Projekts, das vom Ministerium und den Landesschulräten gemeinsam finanziert wird, ist daher vor allem mehr Transparenz: Schulleiter hatten bis dato keinen echten Überblick, welche Lehrerkandidaten es gibt, und waren damit stärker von den Personalverantwortlichen der Landesschulräte abhängig.

Vorteil für Schulen mit gutem Ruf?

Während viele darauf drängen, die Auswahl der Lehrer noch stärker den einzelnen Schulen zu überlassen, gibt es aber auch kritische Stimmen: Schulen in zentraler Lage oder mit gutem Ruf hätten einen Vorteil – zumal andere die Lehrer nicht mit besserem Gehalt ködern könnten, sagte Schulexperte Felix Jonak bei einem Symposium zum Thema.

Eine (teilweise) Lösung dafür hat Schweden gefunden: Dort können Lehrer beispielsweise mehr Geld verdienen, wenn sie in Gegenden arbeiten, in denen ein Lehrermangel herrscht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2014)

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