Österreichs Schüler im Querdenken Mittelfeld

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Das letzte PISA-Ergebnis für viele Jahre: Beim kreativen Lösen von Problemen sind wir Durchschnitt. Burschen übertrumpfen Mädchen.

Zum letzten Mal für längere Zeit wurden heute, Dienstag, österreichische PISA-Ergebnisse präsentiert. Das Ergebnis: Österreichs Schüler liegen beim Problemlösen im Mittelfeld. Untersucht wurde die Frage, inwieweit Kinder gegen Ende ihrer Pflichtschulzeit in der Lage sind, komplizierte Probleme kreativ zu lösen.

Die 15- bis 16-Jährigen erreichten bei der Erhebung 506 Punkte und liegen damit praktisch genau im OECD-Schnitt (500) bzw. auf Rang 15 der 28 OECD-Länder. Die besten Ergebnisse wurden im Nicht-OECD-Staat Singapur (562) erzielt, gefolgt von Südkorea (561), Japan (552), Kanada (526) und Australien (523). Die OECD veröffentlichte heute die diesbezüglichen Resultate der letzten PISA-Erhebung, sie wurde 2012 durchgeführt.

Finnland führt Europa an

Die besten Ergebnisse in Europa lieferten Finnland (523), England (517) und Estland (515). Außerdem liegen noch Frankreich, die Niederlande (je 511), Italien (510), Deutschland, Tschechien (je 509), Belgien und die USA (je 508) signifikant über dem OECD-Schnitt.

Im OECD-Schnitt befinden sich neben Österreich noch Norwegen (503), Irland (498), Dänemark (497) und Portugal (494). Signifikant unter dem OECD-Schnitt liegen etwa Schweden (491), Russland ( 489), die Slowakei ( (483), Polen (481), Spanien (477), Slowenien (476), Ungarn (459) und die Türkei (454). Schlechtestes OECD-Land ist Chile (448), schlechtester EU-Staat Bulgarien (402) und schlechtester Teilnehmerstaat insgesamt Kolumbien (399).

Leistungen niedriger als erwartet

"In Österreich liegen die Leistungen im kreativen Problemlösen im OECD-Durchschnitt. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler sind allerdings etwas niedriger als man angesichts der Ergebnisse in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften erwarten würde", schreibt die OECD in ihrer Ländernote. "Dennoch gibt es in Österreich anteilig weniger leistungsschwache Schülerinnen und Schüler im Bereich Problemlösen als in den meisten anderen OECD-Ländern."

In Österreich beträgt der Prozentsatz jener Schüler, die nicht einmal das Basisniveau erreichen, rund 18 Prozent (OECD-Schnitt: 21 Prozent). Zum Vergleich: In Südkorea und Japan sind es jeweils rund sieben Prozent, in Finnland 14 Prozent.

Burschen übertrumpfen Mädchen

Zu den Top-Performern zählen in Österreich wie im OECD-Schnitt elf Prozent der Schüler (Singapur: 29 Prozent, Finnland: 15 Prozent). Burschen schneiden in Österreich signifikant besser ab als Mädchen (plus zwölf Punkte). Die Problemlöse-Testaufgaben wurden im Unterschied zum Lesen, der Mathematik und den Naturwissenschaften ausschließlich am Computer durchgeführt.

"Problemlösen" wird bei PISA nur in unregelmäßigen Abständen getestet. Zuletzt war das 2003 der Fall - Österreich lag damals etwas über dem OECD-Schnitt. Anschließend wurden die Problemlöse-Tests eingestellt, da sie praktisch die gleichen Resultate brachten wie die anderen abgetesteten Bereiche. Die jüngsten Ergebnisse in den PISA-Hauptkategorien Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften waren bereits im Dezember 2013 vorgestellt worden. Österreich lag dabei in der Mathematik signifikant über dem OECD-Schnitt, in den Naturwissenschaften im OECD-Schnitt und im Lesen darunter.

Beispiel: Fahrscheinautomat bedienen

Beim Problemlösen geht es stärker um kognitive Prozesse des Problemlösens als um fachspezifisches Wissen. So mussten etwa an einem virtuellen Fahrscheinautomaten bestimmte Tickets gekauft oder auf einer Straßenkarte die Dauer der schnellsten Route von einem Ort zum anderen herausgefunden werden.

Das von der OECD durchgeführte Programme for International Student Assessment (PISA) ist der größte internationale Schüler-Leistungstest. Für die aktuelle, fünfte Ausgabe wurden 2012 in 65 Ländern (u.a. alle 34 OECD-Staaten) rund 500.000 Schüler des Jahrgangs 1996 in Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften und Problemlösen getestet. In Österreich wurde dafür eine Zufallsstichprobe von rund 5000 Jugendlichen in knapp 200 Schulen untersucht. Pro Schule wurden maximal 35 Schüler getestet - den Computertest für das Problemlösen absolvierten lediglich höchstens 18 Jugendliche pro Schule, das heißt, dass die Stichprobe nur ca. halb so groß ist wie bei den PISA-Hauptdomänen.

Kein PISA-Test bis 2018

Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat die Teilnahme an den im heurigen Frühjahr geplanten Feldtests für die nächste PISA-Studie 2015 wegen der nicht geklärten Datensicherheit beim Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie), das die PISA-Studie in Österreich abwickelt, abgesagt. Auf einem rumänischen Testserver einer Bifie-Partnerfirma waren im Vormonat ungeschützte Ergebnisse von informellen Schülertests aus den Jahren 2011 und 2012 aufgetaucht.

(APA)

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