Türkischmatura: Wo aber sind die Lehrer?

(c) Clemens Fabry
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Noch kommen die meisten Lehrer aus der Türkei.

Wien. Die Diskussion über Türkisch als Maturafach lässt zwar die Wogen hochgehen – sie hat derzeit aber eher theoretischen Charakter. „Die grundsätzliche Problematik ist: Wir hätten derzeit nicht genügend Lehrkräfte, würde Türkisch als eine zweite lebende Fremdsprache eingeführt“, sagt Franz Tranninger, der als Schulinspektor unter anderem für das Wiener Abendgymnasium am Henriettenplatz zuständig ist. Dort, an der einzigen heimischen AHS, an der die Schüler derzeit – im Rahmen eines Schulversuchs – in Türkisch maturieren können, werden Lehrer eingesetzt, die in der Türkei studiert haben.

Das liegt daran, dass in Österreich (noch) keine Lehrer für Türkisch ausgebildet werden. Die Uni Graz arbeitet mit der Pädagogischen Hochschule gerade ein Lehramtsstudium aus. Starten könnte es frühestens im Herbst 2015 – sofern es vom Bildungsressort abgesegnet wird. Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) gab sich zuletzt offen. So oder so wird es dauern, bis die ersten in Österreich ausgebildeten Türkischlehrer unterrichten könnten.

Türkisch an NMS möglich

Relevant ist das nicht nur für die Gymnasien, die womöglich Türkisch anbieten wollen, sondern auch für Neue Mittelschulen. Dort ist Türkisch nämlich bereits jetzt als zweite Fremdsprache zugelassen. Umgesetzt wird das aber nur in Schulen mit Sprachenschwerpunkt, wie Schulinspektor Manfred Pinterits erklärt. Überall anders gibt es neben Englisch keine zweite Fremdsprache. So bieten in Wien zwei Neue Mittelschulen derzeit Türkisch als zweite lebende Fremdsprache an. Auch hier werden in der Regel Lehrer eingesetzt, die in der Türkei ein Lehramt absolviert haben.

Ähnlich beim Muttersprachenunterricht. Laut Bildungsministerium steigt aber die Zahl der Lehrer mit Migrationshintergrund, die in Österreich ein anderes Lehramt abgeschlossen haben, aber auch ihre Muttersprache unterrichten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2014)

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