Sprachförderung: Extraklassen in Europa in der Minderheit

(c) Clemens Fabry
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Elf von 30 Ländern setzen auf Sprachenlernen im Klassenverband. 16 Länder bieten zusätzlich Fördergruppen an.

Fast alle Länder Europas bieten für Schüler mit Migrationshintergrund spezielle Sprachfördermaßnahmen an. Einzige Ausnahme ist die Türkei, wie eine Publikation des Informationsnetzes zum Bildungswesen in Europa "Eurydice" (Daten aus 2010/11) zeigt. Das "vorherrschende Modell" ist dabei laut der Erhebung die direkte Integration der Schüler in normale Klassen mit zusätzlicher Sprachförderung.

Nur in zwei der 30 untersuchten Länder (Deutschland, Rumänien) wird ausschließlich separate Sprachförderung in eigenen Klassen betrieben. Elf Länder setzen wie zurzeit Österreich auf das integrative Modell, in 16 Ländern gibt es zusätzlich zeitlich begrenztes Lernen der Unterrichtssprache in eigenen Gruppen. Neben Österreich setzen auch Großbritannien, Italien, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Polen, Portugal, Slowenien, die Slowakei und Ungarn hauptsächlich auf die Vermittlung der Unterrichtssprache im Klassenverband. Sie folgen dabei dem regulären Unterricht und werden nur punktuell während des Unterrichts in der Unterrichtssprache gefördert.

Ö: Bis zu elf Stunden Sprachförderung

In Österreich ist derzeit nur in Fällen, in denen Schüler mit schlechten Sprachkenntnissen auch nicht die motorischen, kognitiven und sozialen Kompetenzen für die Schulreife besitzen, eine Einschulung in der Vorschule anstelle der 1. Klasse Volksschule vorgesehen. Prinzipiell können Kinder und Jugendliche mit Sprachproblemen als außerordentliche Schüler am normalen Unterricht teilnehmen. Sie erhalten dann bis zu elf Stunden in der Woche entweder in eigenen Gruppen oder per Stützlehrer integrativ im Unterricht mit allen anderen Kindern Sprachförderung.

Laut Eurydice wird vor allem in der Volksschulzeit auf das integrierte Modell gesetzt, es ist aber insgesamt im Pflichtschulbereich "vorherrschend". So ist es in Belgien und Luxemburg in der Volksschule im Einsatz, wird aber in der Sekundarstufe I (entspricht in Österreich der AHS-Unterstufe/Hauptschule/Neuen Mittelschule) von separaten Klassen abgelöst. In manchen Ländern gibt es zudem die Möglichkeit, dass regional oder je nach Schule entschieden wird, ob besser im Rahmen des normalen Unterrichts oder separat Sprachförderung betrieben wird. Das ist etwa in Großbritannien, den Niederlanden und Spanien der Fall.

Insgesamt gibt es in 16 Ländern neben Sprachförderung im Klassenverband auch zeitlich begrenzte Förderung in separaten Gruppen oder Klassen. Der Unterricht in eigenen Gruppen kann dabei laut Eurydice sechs Monate bis zwei Jahre dauern, wobei die betreffenden Schüler in einigen Fächern in den Klassenverband eingebunden werden können, sobald sie dafür als bereit erachtet werden.

(APA)

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