Therapie von Lernstörungen: Master an der Uni Graz

Die Presse (Fabry)
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In jeder Klasse gibt es ein bis zwei Kinder mit Rechen- oder Leseschwäche. Eine berufsbegleitende Ausbildung für Pädagogen startet im Herbst.

Ein bis zwei Kinder pro Schulklasse haben eine stark ausgeprägte Lese-Rechtschreibschwäche (Dyslexie) oder eine Rechenschwäche (Dyskalkulie). Sie brauchen eine intensive und spezifische Förderung, sonst besteht die Gefahr schulischen Scheiterns, trotz guter Begabung, meinen Experten der Uni Graz und bieten für Pädagogen, Psychologen und Logopäden den Masterlehrgang "Therapie von Lernstörungen" an.

Hinter dem Begriff Dyskalkulie steht für alle Beteiligten eine oft schon jahrelange Quälerei mit Zahlen: Der Nachwuchs versteht nicht, welche Zahl größer und welche kleiner ist. Eine Zahl wird nicht als Menge betrachtet, sondern als leeres Wort. Bei der ausgeprägten Lese-Rechtschreibschwäche stehen in den frühen Phasen typischerweise Probleme im Erwerb der Buchstaben-Lautzuordnungen, dem lautierenden Lesen und dem lautorientierten Schreiben an. Später rücken zumeist deutliche Beeinträchtigungen der Leseflüssigkeit und auffällig schwache Rechtschreibleistungen in den Vordergrund. "Es dauert oft recht lange, bis der Unterstützungsbedarf der Kinder erkannt wird, möglich wäre es aber schon in der ersten Klasse", schilderte die Grazer Entwicklungspsychologin und Lehrgangsleiterin Karin Landerl vom Institut für Psychologie der Uni Graz, den Nachholbedarf.

"Ohne adäquate und frühzeitige Diagnose und Förderung persistieren diese Störungen. Sie stellen eine massive Beeinträchtigung für die Bildungskarrieren, die beruflichen Möglichkeiten und die allgemeine Lebensqualität Betroffener dar", erläuterte Landerl. Die neurokognitive Forschung liefere zudem laufend neue Erkenntnisse. Im Masterlehrgang will man daher allen Personen, die in ihrem Berufsalltag mit Kindern mit Lernstörungen zu tun haben, die Erkenntnisse zur Ursache, Symptomatik, Diagnose und der Behandlung von Lernstörungen vermitteln. Absolventen sollen die Teilleistungsschwächen erkennen und einordnen können, Betroffene beraten und eigenständig eine Behandlung mit wissenschaftlich evaluierten und begründbaren Methoden durchführen.

Der berufsbegleitende Lehrgang besteht aus einem dreisemestrigen Teil, der mit dem Titel "Akademischer Therapeut für Lernstörungen (Dyslexie/Dyskalkulie)" abschließt. In weiteren drei Semestern werden die Teilnehmer an das forschungsorientierte Arbeiten im Bereich Lernstörungen herangeführt.

Die Ausbildung

"Therapie von Lernstörungen" startet am 10. Oktober und kostet 5790 Euro (Teil 1) bzw. 10.280 Euro (Teil 1 und 2). Über alle 70 Lehrgänge der Uni Graz informiert die Trägerorganisation "Uni for Life" am 10. September, ab 16.00 Uhr im Palais Kottulinsky, Beethovenstraße 9, 8010 Graz http://www.uniforlife.at/paedagogik/detail/kurs/therapie-von-lernsto erungen/

(APA)

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