Rechnungshof fordert weitere Schließungen von Kleinschulen

(c) Stanislav Jenis
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Mehr als 300 Volksschulen in Oberösterreich und in der Steiermark haben weniger als vier Klassen. Der Rechnungshof sieht dringenden Handlungsbedarf.

Wien. In Oberösterreich und der Steiermark gibt es nach wie vor zu viele Kleinschulen. Das kritisiert der Rechnungshof in einem aktuellen Bericht, für den er die beiden Bundesländer untersuchte. Im Schuljahr 2012/13 hatten 39 Prozent der steirischen Volksschulen weniger als vier Klassen, das sind 182 Schulen. In Oberösterreich waren es 29 Prozent (155 Schulen). Im Bereich der Volksschulen sei daher „dringender Handlungsbedarf gegeben“, so der Rechnungshof.

In 43 steirischen Volksschulen gab es weniger als 25 Schüler, in elf davon weniger als 15 und davon wiederum in vier Schulen weniger als zehn Kinder. In Oberösterreich wurden 22 Volksschulen von weniger als 25 Kindern besucht und vier von weniger als 15 Schülern. Das Problem an der kleinteiligen Struktur bei den Schulen ist auch ein finanzielles: Es braucht dafür nämlich vergleichsweise mehr Lehrer.

Zwar wurden in den vergangenen sieben Jahren in der Steiermark bereits 61 Pflichtschulstandorte geschlossen – das sind neben Volksschulen auch Haupt- und Neue Mittelschulen, Sonderschulen und Polytechnische Schulen –, in Oberösterreich 24. Der Rechnungshof kritisiert aber, dass neben bestehenden Überlegungen zur Optimierung der Standorte ein konkreter Zeitplan fehle.

Pflicht zur Auflassung kleiner Schulen

Ein Problem ist hier nicht nur, dass das Zusperren von Schulen für die Bevölkerung ein sensibler Punkt ist. Es müssen auch alle möglichen Ebenen einbezogen werden, die jeweils unterschiedliche Interessen verfolgen, wie der Rechnungshof kritisiert: Es braucht eine Entscheidung der Gemeinde, eine Anhörung des Landesschulrats, die Bewilligung der Landesregierung: Alles in allem sei das einmal mehr ein Beleg für „den dringenden Reformbedarf der österreichischen Schulverwaltung“.

Der Rechnungshof fordert daher, dass Schulen in Zukunft fix aufgelassen werden müssen, wenn sie eine gewisse Schülerzahl unterschreiten. Die betreffende Anzahl sei nach einer Evaluierung festzulegen. Derzeit gibt es zwar Mindestschülerzahlen – oft hat das aber keine Konsequenzen. So gab es zum Zeitpunkt der Prüfung in Oberösterreich 313 Volksschulen sowie 34 Haupt- oder Neue Mittelschulen, die weniger als die Mindestzahl von 100 bzw. 120 Schülern hatten. In der Steiermark, wo andere Mindestschülerzahlen gelten (30 bzw. 200 Schüler), hatten 62 Volksschulen sowie 115 Haupt- und Neue Mittelschulen eigentlich zu wenige Kinder.

Sprengel sollten überdacht werden

Verbesserungsbedarf orten die Prüfer auch bei den Schulsprengeln: So könnten Kinder Schulen eines anderen Sprengels erst nach einem aufwändigen Verfahren unter Einbeziehung von beiden Schulen, Bürgermeister und Bezirksschulverwaltung besuchen. Zusätzlich muss die Heimatgemeinde der anderen einen „Gastschulbeitrag“ zahlen. Die Folge: Viele Gemeinden stehen einem Wechsel ihrer Schüler in einen anderen Sprengel „reserviert gegenüber“.

In der Steiermark besuchen sechs Prozent der Schüler eine sprengelfremde Schule, in Oberösterreich wird keine Statistik darüber geführt. Vom Bildungsministerium fordert der Rechnungshof jedenfalls, die Vor- und Nachteile von Schulsprengeln zu erheben und gegebenenfalls einen Reformprozess in die Wege zu leiten. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2014)

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