Kabarettist: "Lehrer wollen gern über sich selber lachen"

Kabarettist und Lehrer Andreas Ferner
Kabarettist und Lehrer Andreas Ferner(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wenn man alles total ernst nimmt, brennt man schnell aus, meint Lehrer und Kabarettist Andreas Ferner. Für die Schüler macht er aber nicht den Kasperl.

Die Presse: Wenn man sich den Zustand des Schulsystems ansieht, kommen einem eher die Tränen. Was ist daran lustig?

Andreas Ferner: Ich habe mich lange gewehrt, ein Kabarett über die Schule zu machen. Aber ich bin draufgekommen, dass Schule ein extrem emotionalisierendes Thema ist. Fast so sehr, wie Liebesbeziehungen. Jeder kann total viel damit verbinden.

Das ist genau das Problem, das es in der politischen Debatte gibt: Es gibt acht Millionen Experten für die Schule.

Ja, das stimmt: Jeder glaubt, dass er ein Bildungsexperte ist, weil jeder einmal in der Schule war. Aber das ist natürlich Blödsinn.

Trotzdem: Ist das Schulsystem etwas, worüber man lachen sollte?

Ich glaube, dann kann man die Leute vielleicht mehr bewegen, als wenn man alles ganz problematisch und ernst aufbereitet. Lehrer zum Beispiel stürmen mein Kabarett, weil sie gerne über sich selber lachen können wollen. Weil das Lachen es einem wieder leichter macht.

Worüber lachen die Lehrer denn am lautesten?

Was sicher sehr gut ankommt, ist der Elternsprechtag oder wenn ich die Schüler durch den Kakao ziehe. Aber ich spiele natürlich auch den typischen Lehrer, der sich bei Schulkonferenzen wichtig macht. Und da lachen die Lehrer auch. Manch einer wird sich da selbst ertappt fühlen.

Das Lehrerimage ist sowieso am Boden. Tun Sie sich und Ihren Kollegen da einen Gefallen?

Der eigentliche Impuls war das Gegenteil: Dass es mich so geärgert hat, dass die Lehrer in den Medien so schlecht wegkommen. Und es ist zwar ein Kabarett, aber below the line zeigt es, dass die Lehrer es nicht so leicht haben. Und vom Publikum kommt dann oft auch: Das oder das habe ich gar nicht bedacht.

Ein Pro-Lehrer-Kabarett?

Eigentlich schon. Auch, wenn es vordergründig nicht so daherkommt.

Wie viel Humor braucht man als Lehrer, um in der Schule zurecht zu kommen?

Teilweise schon viel. Wenn nach zehn Stunden Notenkonferenz noch über die einheitliche Farbe der Hauspatschen diskutiert wird, wenn man in der Klasse um die Aufmerksamkeit der Schüler kämpft. Es hilft sehr, wenn man auch darüber lachen kann. Wenn man alles total ernst nimmt, brennt man schnell aus.

Wie viel Spaß verträgt der Unterricht, wie viel braucht er?

Gut präsentieren können muss man schon. Und dazu gehört vielleicht auch, dass man ein bisschen lockerer ist, dass man einmal einen Witz macht. Aber für die Schüler den Kasperl zu machen, das ist nicht Sinn und Zweck. Mein Job ist, den Schülern möglichst viel beizubringen.

Machen Sie auch den klassischen Frontalunterricht? Den halten ja viele für ganz böse.

Es gibt sicher tolle projektorientierte Unterrichtsmethoden, ich mache natürlich auch Projektarbeit. Aber guter Frontalunterricht ist auch guter Unterricht und hat durchaus seine Berechtigung. Es kommt sehr stark auf den Lehrer an.

Wenn Sie am Schulsystem eine Sache ändern könnten: Was wäre es?

Leistung sollte sich mehr auszahlen. In der Schule bekommt man am Ende des Tages das gleiche Geld – egal, ob man Dienst nach Vorschrift macht oder extrem engagiert ist. Für die vielen engagierten Lehrer ist das teilweise schon frustrierend.

Haben Sie einen Tipp für die jungen Kollegen, die jetzt mit der Schule starten?

Ich würde sagen: Sich bewusst zu machen, welch tollen Job man da macht, ihn zu schätzen und zu genießen. Das klingt kitschig. Aber Lehrer zu sein ist ein wunderschöner Job. Und sich vor jeder Unterrichtsstunde vorzunehmen, dass man sie zur tollsten, zur besten macht.

Zur Person

Andreas Ferner (40) ist HAK-Lehrer in Wien und Kabarettist. In seinem Programm "Schule, Oida" - das derzeit wieder startet - verarbeitet er zwölf Jahre als Schüler und 15 Jahre als Lehrer. Im Jahr 2012 hat ihn die Wiener Gesellschaft für Bildungspolitik und Schulmanagement als Lehrer des Jahres ausgezeichnet. Alle Infos: andreasferner.at

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