Neue Bildungs-NGO: Mit Aktionismus für jedes Kind

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Die Initiative "Jedes Kind" will "konstruktive Kräfte" ermutigen - notfalls auch mit Aktionismus.

Man könnte fast sagen, diese neue Bildungsinitiative habe bereits einiges erreicht. Immerhin ist noch vor dem offiziellen Start von „Jedes Kind“ einer der Mitbegründer in die Regierung aufgestiegen. Beim gestrigen offiziellen Auftakt war Harald Mahrer, nun ÖVP-Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsressort, denn auch nicht mehr mit dabei. Man darf aber annehmen, dass er zumindest mitgemeint war, als Sprecher Daniel Landau an die „immer besser sichtbaren konstruktiven politischen Kräfte“ appellierte, die man mit der Initiative ermutigen wolle.

Denn wirklich glücklich sei mit dem Bildungssystem derzeit niemand – nicht die Schüler, nicht die Eltern, nicht die Lehrer. „Alle jammern, alle fühlen sich gestresst, alle wollen das Beste, aber irgendwie schaffen wir es nicht.“ Die Politiker seien in Machtkämpfe und Kompetenzstreitigkeiten mit den Ländern verstrickt, sie verschanzen sich in ihren „ideologischen Gräben und finden da alleine nicht mehr heraus“. „Wir haben das Gefühl: Es reicht!“, so Landau.

Radikale Individualisierung

Eine Lobby für jedes Kind – wie der Name schon sagt –, das ist die Idee hinter der Initiative, in deren Vorstand neben AHS-Lehrer Landau u.a. die Journalistin Sibylle Hamann und die frühere rote Schülervertreterin Eleonora Kleibel sitzen. Die Ziele sind vorerst eher vage: Jedes Kind soll dazu befähigt werden, all seine Talente zu entfalten, an sich zu glauben und ein eigenverantwortliches Leben zu führen. Konkret heißt das etwa: Radikale Individualisierung, Fokus auf Talente, mehr Ressourcen für Kindergärten und Schulen, ein Kassasturz.

Letztlich bedeute das „logischerweise“ auch eine Gesamtschule, wenn auch gewissermaßen über einen Umweg. „In dem Moment, in dem wir die Individualisierung wirklich ernst nehmen, sind viele Probleme hinfällig: Dann stellt sich die Frage nicht mehr, nach welchen Kriterien wir die Schüler sortieren“, sagt Sibylle Hamann. „Selbstverständlich ist diese Schule dann eine gemeinsame Schule. Aber eine, in der man sich davon verabschiedet hat, dass die Kinder im Gleichschritt marschieren.“

Greenpeace für Bildung

Die neue Initiative sei übrigens „durchaus auch bereit, aktionistisch auf die Anliegen von Kindern hinzuweisen“, sagt Landau. Soll heißen, mehr oder weniger ernst gemeint: Warum nicht überlegen, den Staat zu klagen, wenn ein 15-Jähriger nicht ordentlich lesen und schreiben kann? („Wir werden Sie informieren, wenn wir Klage einreichen“). Oder eine Schule zu besetzen, wenn die Räume ganz und gar nicht nicht den Bedürfnissen der Kinder entsprechen – sie aber trotzdem gerade um viel Geld saniert wird und der Status quo in diesem Sinn „einbetoniert“ wird?

Immerhin will man sich als „eine Art Greenpeace für die Bildung“ sehen. Wenn auch auf Zeit – auch, wenn man sich da selbst nicht ganz so sicher zu sein scheint. „Wir sind gekommen um zu bleiben“, meinte Daniel Landau. Nur, um in einem anderen Moment ein erhofftes Ablaufdatum in Aussicht zu stellen: „Wir werden uns in dem Moment auflösen, wo unsere Vision Realität geworden ist. Wir hoffen, dass es uns eines Tages – lieber früher als später – nicht mehr braucht.“

(beba)

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