Sprachprobleme im Unterricht: Lehrer überfordert

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81 Prozent der Lehrkräfte sagen, dass sie mangelhaft für den Umgang mit Kindern mit Sprachproblemen ausgebildet wurden.

Können Lehrer damit umgehen, dass viele Kinder die Unterrichtssprache Deutsch nur mangelhaft beherrschen? Offenbar nicht - oder zumindest nicht von Anfang an. Denn 81 Prozent der steirischen Lehrer fühlen sich unzureichend auf den Umgang mit diesen Kindern vorbereitet. Das zeigt eine Umfrage der Uni Graz in Kooperation mit dem Landesschulrat für Steiermark.

NMS-Lehrer bemängeln Ausbildung

Allerdings sind nicht alle Lehrer gleichermaßen überfordert. Wer keine Fremdsprache oder gar Deutsch unterrichtet, hat im Klassenzimmer größere Probleme. "Überfordert fühlen sich insbesonders Pädagogen, die kein Sprachfach unterrichten", berichtet Zentrumsleiterin Sabine Schmölzer-Eibinger.

Die Frage, wessen Aufgabe nun die Sprachförderung ist, führt zu Eineinigkeiten. 34,5 Prozent denken, das müsse Platz im Deutschunterricht haben, die Hälfte aller befragten Lehrer jedoch sind nicht dieser Meinung.

(c) Uni Graz

Gymnasium und NMS gleich auf

Interessant ist, dass die Zahl der Schüler mit Sprachproblemen in Gymnasium und NMS fast gleich sind - zumindest in der Wahrnehmung ihrer Lehrer. Während am Gymnasium 69,4 Prozent der Lehrer sagen, sie hätten in ihren Klassen Kinder mit Sprachförderbedarf, sind es in den NMS 70,7. Also gerade einmal ein Prozent mehr. In den Volksschulen sagen übrigens 84,5 Prozent der Lehrer, sie würden Kinder unterrichten, die sprachlich hinterherhinken.

„81 Prozent der befragten Pädagogen wünschen sich daher, dass Inhalte zu Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache verbindlicher Teil der Ausbildung sein sollten“, weiß Schmölzer-Eibinger. „Diese Forderung müssen wir bei den neuen Curricula für Lehramtsstudien, die wir gerade ausarbeiten, unbedingt berücksichtigen“, so die Expertin. Dass es ein Modul "Deutsch als Zweitsprache" verpflichtend für jedes Fach gibt, sei zumindest im derzeitigen Entwurf nicht der Fall.

Einschlägige Weiterbildungsangebote nach Studienende würden zu wenig wahrgenommen. Neben einer besseren Ausbildung wünschen sich die PädagogInnen unter anderem zusätzliches Personal und mehr Zeit für die individuelle Förderung.

Die Studie

Die an eine Studie des deutschen Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache angelehnte Umfrage richtete sich an mehr als 200 Lehrer an verschiedenen Schultypen. Unter den teilnehmenden Lehrern unterrichten 40 Prozent an einer Voksschule, 20 Prozent an einer NMS, 17 Prozent an einem Gymnasium und 19 Prozent an einer Berufsbildenden Höheren Schule.

(rovi)

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