Geometrische Kenntnisse für den Elferschützen

„IMST“ zielt auf eine Verschränkung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts ab.

Hilfe für Hicke – oder: Wie schießt man einen optimalen Elfmeter?“ Nicht vom Turnunterricht ist da die Rede, sondern von Mathematik. „In mehreren Gruppen modellieren die Schüler dieses Problem, sie untersuchen die mathematische Struktur und suchen adäquate Lösungsvorschläge“, sagt Professorin Britta Kendi vom BG Villach-St.Martin.

Gemeinsam mit Gymnasiasten der zweiten Villacher AHS hat die Professorin Lösungen gesucht und gefunden. „Es war viel Geometrie im Spiel, vom Schützen aus wurden die Winkel berechnet, dazu kam die Spannweite und Bewegung des Tormanns.“ Die Schülergruppen haben unterschiedliche Lösungen erarbeitet, wobei die Frage nach dem „optimalen Elfmeter“ offen blieb.

Das Projekt ist Teil von „Innovations in Mathematics, Science and Technology Teaching“, kurz IMST genannt, und wurde vor wenigen Wochen im Unterrichtsministerium gemeinsam mit sieben anderen Projekten mit dem IMST-Award ausgezeichnet. Diese Lehrerinitiative ist ein vom Unterrichtsministerium in Kooperation mit Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und Schulen getragenes Projekt, mit dem der Unterricht in Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik sowie in verwandten Fächern (z.B. Geometrisches Zeichnen, Biologie) verbessert wird. IMST wurde 1998 nach dem schlechten Abschneiden Österreichs bei der internationalen Mathematik- und Naturwissenschaften-Vergleichsstudie TIMSS vom Unterrichtsministerium und engagierten Lehrern ins Leben gerufen. Die wissenschaftliche Begleitung liegt bei der Universität Klagenfurt.

Im Rahmen dieser Initiative werden kreative Projekte durchgeführt und die Attraktivität des naturwissenschaftlichen Unterrichts in enger fächer- und schulübergreifender Zusammenarbeit sowie unter Einsatz innovativer Methoden gesteigert. Darüber hinaus werden schulübergreifend thematische Netzwerke gefördert. Im Zeitraum von 2005 bis 2007 haben mehr als 700 Lehrkräfte an mehr als 200 IMST-Netzwerkveranstaltungen teilgenommen.

Vernetzte Unterrichtsfächer

Die vernetzten Projekte reichen vom „Naturwissenschaftlichen Labor“, das ein Lehrerteam am BG/BRG Leibnitz ins Leben gerufen hat (vernetzt sind Biologie, Physik und Chemie), bis zum Pflichtfach „Naturwissenschaftliches Arbeiten“ am BG/BRG Eisenstadt, mit dem elf Lehrkräfte dem Schülerrückgang in den naturwissenschaftlichen Wahlpflichtgegenständen Einhalt gebieten konnten. Oder eben die am 24.September von Ministerin Claudia Schmied mit dem IMST-Award ausgezeichneten Projekte.

IMST war ursprünglich an der Sekundarstufe 1 und 2 (Hauptschule, Polytechnische Schule, AHS, BMS, BHS) eingerichtet und wurde im Vorjahr auch auf die Volksschulen („IMST3“) erstreckt. Gerade in den Volksschulen stoßen naturwissenschaftliche Themen auf höchstes Interesse. Ab diesem Alter müssen also die Kinder bei der Stange gehalten werden, will man in späteren Jahren Schüler für technisch-naturwissenschaftliche Berufe bzw. Studien begeistern. Denn, dass in diesen Berufsfeldern österreichweit ein Manko besteht, ist evident.

Zum „Hausgebrauch“ haben die Mathematik-, Physik-, Chemie- und Informatik-Lehrer bereits eine neue Erklärung für die Abkürzung IMST gefunden: „Innovationen Machen Schulen Top!“ Nämlich „top“ im Sinne einer höheren Attraktivität der Schule. ewi

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2008)

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