Studie: Lehre für „die anderen“

Eltern und Lehrer finden die Lehrausbildung gut, empfehlen aber trotzdem eine Schullaufbahn.

Wien. Die Lehrlingsausbildung hat in Österreich ein etwas skurriles Problem. Zwar erntet das duale System international Bewunderung und wird als Grund für die niedrige Jugendarbeitslosigkeit gesehen. In Österreich hat die Lehre aber noch immer ein Image-Problem – und zwar vor allem, wenn es um das eigene Kind geht.

Die Studie „Image der Lehre“ (IFES) zeigt dies für Niederösterreich: Die befragten Lehrlinge sehen ihre Ausbildung zu 85 Prozent als die Basis für eine interessante Arbeit. Unter den Eltern glauben dies aber nur knapp ein Drittel. Gute Arbeitsplatzaussichten attestiert der Lehre auch nur ein Drittel der Eltern. Gleichzeitig unterstützen aber 72 Prozent von ihnen die Aussage, dass die Lehre aufgewertet und allgemein mehr Jugendliche für die Lehre gewonnen werden sollen.

Neben 400 Lehrlingen und 350 Elternteilen mit zumindest einem schulpflichtigen Kind wurden für die von der niederösterreichischen Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer in Auftrag gegebene und veröffentlichte Studie auch 314 Lehrer verschiedener Schultypen. Es zeigt sich: Diese sind besonders skeptisch.

Lehrer: Schule statt Lehre

Unter den Lehrern gibt es klare Präferenzen für die Schule: 85 Prozent sind der Meinung, dass Jugendliche lieber Matura als Lehre machen sollen, wenn ihre Leistungen das zulassen. Gleichzeitig glauben 72 Prozent der Lehrer, dass man es mit einer guten Berufsausbildung genauso weit bringen kann wie mit einem Studium. So klagt auch ein Fünftel der Lehrlinge über mangelnde Berufsorientierung in der Schule.

Klagen kommen seit Langem auch aus der Wirtschaft: Es würde an qualifizierten Lehrlingen fehlen, die Bewerbern hätten gravierende Bildungslücken. Die Wirtschaftskammer ortet ein „Match“ um die Jugendlichen – und will sich gegen die Schule durchsetzen. (rovi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2014)

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