ÖVP Wien zu Schule: „Wir wollen nicht sexy sein“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

In Wien würde über die Hintertür die Gesamtschule eingeführt. Lehrer mit Burn-out könnten in der Verwaltung eingesetzt werden.

Während andere ÖVP-geführte Bundesländer inzwischen ganz vorne dabei sind, wenn es darum geht, die Gesamtschule auszuprobieren, rückt die Wiener Volkspartei einmal mehr aus, um das achtjährige Gymnasium zu verteidigen. „Uns geht es nicht nur ums Gymnasium“, sagte Obmann Manfred Juraczka. Er halte aber nichts davon, das Gymnasium infrage zu stellen, solange es nichts Besseres gebe: „Wir wollen nicht sexy sein, wir wollen Effizienz.“ Und dazu gehöre der Erhalt und Ausbau der erfolgreichsten Schulform: des Gymnasiums.

In Wien werde derzeit aber die Gesamtschule über die Hintertur eingeführt: „Rot-Grün sehen ihr Heil nur in der Gesamtschule“, sagt Juraczka. So seien die letzten AHS-Unterstufen in Wien vor inzwischen zwölf Jahren eröffnet worden: in der Heustadelgasse im 22. Bezirk und in der Gerasdorferstraße im 21. Bezirk. „Wenn in einer wachsenden Stadt wie Wien so lange keine AHS-Unterstufe eröffnet wird, dann steckt da System dahinter.“

Mehrheit für Erhalt der Langform

Und das, obwohl es offenbar gegen den Willen der Wiener Bevölkerung gehe, so der Wiener ÖVP-Chef. So hätten sich 64 Prozent der Wienerinnen und Wiener in einer GfK-Umfrage im Auftrag der ÖVP Wien für den Erhalt der Langform des Gymnasiums ausgesprochen. Nur 36 Prozent (eines kleinen Samples von 300 Personen) hätten sich für die flächendeckende Einführung der Neuen Mittelschule (als Gesamtschule) ausgesprochen. „Der Zustrom der Eltern zum Gymnasium ist ungebrochen“, sagt ÖVP-Wien-Bildungssprecherin Isabella Leeb.

Standardisierung bei den Noten

Jährlich würden aber viele AHS-reife Kinder in Wien wegen fehlender Plätze an ihrer Wunschschule abgewiesen oder müssten quer durch die Stadt pendeln, um in ein Gymnasium gehen zu können. ÖVP-Wien-Chef Jurazcka: „Wer in die AHS-Unterstufe will, soll einen Platz haben.“ Dass manche Kinder nur auf Druck der Eltern das entsprechende Zeugnis für einen Übertritt ins Gymnasium erhalten, wie häufig kritisiert wird, will Jurazcka durch mehr Standardisierung bei den Noten ändern.

Weg von Gießkannenförderung

Womit sich die ÖVP Wien ebenfalls bereits seit einer Weile anfreunden kann, ist eine indexbasierte Ressourcenverteilung, sprich: Schulen mit vielen Kindern aus sozial schwachen oder bildungsfernen Familien sollen mehr Ressourcen bekommen. Auch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat das bereits gefordert. Ob bzw. inwieweit eine solche Finanzierung bedeuten könnte, dass manche Schulen weniger Geld bekommen sollen, darauf wollte man sich noch nicht ganz festlegen. Nur so viel: Es brauche mehr Effizienz und Kreativität.

So könnten etwa Beamte im öffentlichen Dienst, die in Wien im Schnitt mit 54 Jahren in Pension gehen würden, als administrative Unterstützung an den Schulen eingesetzt werden – immerhin würden manche Beamte auch aus organisatorischen Gründen in den Ruhestand geschickt, „weil es keine Verwendung mehr für sie gibt“. Auch Lehrer, die aus Burnout-Gründen nicht unterrichten würden, könnten etwa für ein Jahr als administratives Unterstützungspersonal eingesetzt werden.

(beba)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.