Gewerkschaft: Nein zu Ganztagsschule

VERHANDLUNGEN ZUM LEHRERDIENSTRECHT: RAINER
VERHANDLUNGEN ZUM LEHRERDIENSTRECHT: RAINER(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Ablehnung für das Konzept der Industriellenvereinigung, das auch eine Gesamtschule vorsieht. Harsche Kritik auch am Ministerium.

Wien. Die von der Industriellenvereinigung (IV) neu angefachte Diskussion über das heimische Schulsystem ärgert eine Gruppe ganz besonders: die Lehrergewerkschaft. „Diese Diskussion bringt uns keinen Millimeter weiter“, beklagt etwa Jürgen Rainer, Lehrervertreter an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS).

Die von der Industriellenvereinigung vorgeschlagene Einführung einer Gesamt- wie auch einer Ganztagsschule lehnt der Lehrervertreter dezidiert ab. Rainers Begründung dafür: „Die Schulform an sich ändert nichts an der Qualität. Es kommt auf den einzelnen Lehrer und auf das, was in der Schule passiert, an.“ Insofern nütze der IV-Vorstoß lediglich der Industriellenvereinigung selbst. „So komme ich als Institution eben ins Gespräch“, sagt der Lehrergewerkschafter.

Harte Worte fand der BMHS-Lehrervertreter auch gegenüber dem Bildungsministerium. Dieses mache die Schulen zum „Exerzierfeld für Reformen“. Lehrer seien ständig mit „widersprüchlichen Vorgaben“ konfrontiert, und das verunsichere und belaste die Pädagogen. Bei vielen sei mittlerweile der Eindruck entstanden, dass das Ministerium lediglich eine „Inkompetenz-Kompetenz“ habe.

Angesichts neuer Studienergebnisse, die, wie „Die Presse“ berichtete, belegen, dass Lehrer unter großem Stress und einer hohen psychischen Belastung leiden, fordert Rainer erneut, mehr Schulpsychologen und Sozialarbeiter einzusetzen. „Wir fühlen uns in diesem Punkt alleingelassen“, sagt der Lehrervertreter. Die Hoffnung, dass die Politik hier bald eine Lösung finde, habe er nicht mehr. (j.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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