Gesamtschule: "Frau Minister, worauf warten Sie noch?"

Clemens Fabry
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Für die Grünen ist die Vorarlberger Umfrage zur Gesamtschule "so eindeutig" pro Gesamtschule ausgefallen, "dass jetzt die Bundesebene gefordert ist".

Der Grüne Bildungssprecher Harald Walser sieht nach dem Ergebnis der Vorarlberger Befragung zur Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) am Zug, "Worauf warten Sie noch?", fragte Walser bei einer Pressekonferenz am Freitag. "Ich fordere ein Startprojekt zur Gemeinsamen Schule ab Herbst 2017."

Aus Walsers Sicht ist das Ergebnis der Befragung "so eindeutig, dass jetzt die Bundesebene gefordert ist". Mindestens müsse der rechtliche Rahmen für die Einrichtung einer Modellregion erleichtert werden. "Eigentlich könnten wir aber auf eine Modellregion verzichten und auf die Umsetzung der Gemeinsamen Schule setzen." Hier stehe eher Heinisch-Hosek auf der Bremse: "Haben Sie Mut! Was die Vorarlberger ÖVP trotz Widerstands aus den eigenen Reihen schafft, müsste auch die SPÖ schaffen."

Zusatzkosten müssten berechnet werden

Wenn man 2017 starten wolle, müsse man sofort an die Vorbereitung gehen, meinte Walser: "Wir brauchen Berechnungen, welche Zusatzkosten es gibt und welche Einspareffekte umgekehrt entstehen." So würden Bildungsökonomen von einem BIP-Wachstum von rund 0,5 Prozent ausgehen, wenn am Ende Schulpflicht alle Schüler sinnerfassend lesen bzw. entsprechend rechnen können.

Bei der Befragung hatten sich vor allem die Volksschul- und die Neuen Mittelschullehrer klar für eine Gemeinsame Schule ausgesprochen. Die AHS-Lehrer erteilten dieser dagegen eine Absage. Bei den Eltern von Volksschülern gab es sowohl eine Mehrheit für die Gesamtschule als auch für das bestehende System mit AHS-Unterstufe bzw. Neue Mittelschule. Eltern von Kindern in Neuen Mittelschulen präferierten eine gemeinsame Schule, AHS-Eltern knapp das aktuelle System.

"Nicht nur Türschilder austauschen"

Begleitend müssen für Walser bei einer Gemeinsamen Schule einige Voraussetzungen erfüllt werden: "Wir dürfen nicht nur die Türschilder austauschen." So müssten etwa die Befürchtungen der Eltern entkräftet und tatsächlich Begabtenförderung bzw. Förderangebote für Schwächere am Programm stehen. Dafür müsse etwa die Lehrer-Ausbildung adaptiert werden. Gleichzeitig brauche es mehr Schulpsychologen und -sozialarbeiter, die etwa durch eine indexbasierte Mittelzuteilung an die Schulen kommen sollen.

(APA)

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