Der Verlust der Literatur ist Anlass für den Widerstand. Petition wurde mittlerweile 600-mal unterzeichnet.
Wien. Die Kritik an der Zentralmatura, die 2015 erstmals verpflichtend an allen Gymnasien stattfinden wird, reißt nicht ab. In der Vorwoche beschwerten sich Schüler, Lehrer und Eltern über die Reduktion der Vorbereitungsstunden für die mündliche Matura. Nun formiert sich im Internet Widerstand gegen die neue Deutschmatura.
Auf bildungstief.at warnen die Initiatoren vor dem „Ende des Literaturunterrichts an der AHS“. Im Moment finde „eine stille Revolution statt, die Unterrichtende fassungslos vor dem stehen lässt, was in Zukunft der Deutschunterricht sein soll“, schreiben die Lehrer Elisabeth Lukas (Mary Ward Privat-ORG Krems) und Gerald Weigl (BRG Kremszeile). Sie zeichnen ein dramatisches Bild: „Dem Ende des klassischen Literaturkanons folgt nun der völlige Auszug der Literaturkunde.“ Bei der Zentralmatura sei die „Auseinandersetzung mit literarischen Texten unterrepräsentiert“.
Die Kandidaten können zwischen drei Aufgabenpaketen wählen. Eines der Pakete muss auch eine literarische Aufgabenstellung beinhalten. Für die zu schreibenden Texte gilt ein genormter Kanon: vom Leserbrief bis zur Meinungsrede. Also fragen die beiden durchaus provokant: „Sollen wir den Anspruch auf Wissen zugunsten einer Dressur auf Textmuster und ,Kompetenzen‘ aufgeben?“
600 Unterschriften
Anscheinend teilen diese Befürchtung viele Lehrer. Die Petition, in der gebeten wird, „die aktuellen Bildungsziele dahingehend zu korrigieren, dass im Deutschunterricht neben dem Training normierter Textsorten wieder eine reflektierende Literaturvermittlung ermöglicht wird“, wurde mittlerweile 600-mal unterzeichnet – laut Initiatoren auch von Volkstheater-Intendant Michael Schottenberg oder von Schauspieler und Autor Miguel Herz-Kestranek.
Die Initiatoren hoffen auf 1000 Unterschriften und wollen die Petition dann der Bildungsministerin übergeben. (j.n.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2014)