Bildungsreform: "Ständiges Herumdoktern soll ein Ende haben"

ERSTES TREFFEN DER BILDUNGSREFORM-ARBEITSGRUPPE DER BUNDESREGIERUNG: NIESSL / HEINISCH-HOSEK / KAISER / OSTERMAYER
ERSTES TREFFEN DER BILDUNGSREFORM-ARBEITSGRUPPE DER BUNDESREGIERUNG: NIESSL / HEINISCH-HOSEK / KAISER / OSTERMAYERAPA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Bei der ersten Sitzung haben die Bildungsreformer vor allem über die Schnittstellen - also auch über die Trennung mit zehn Jahren - gesprochen.

Nach dem ersten Treffen der so genannten Bildungsreformkommission demonstrierte man vor allem einmal eines: Harmonie. "Man hat niemanden schreien gehört und der Boden hat nicht gebebt", sagte Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) am Donnerstagnachmittag. Die acht Verhandler - vier Vertreter des Bundes und vier der Länder - haben sich in der zweistündigen Verhandlung zuallererst einmal darauf verständigt, "gemeinsam an einem Strang zu ziehen". Das ist angesichts des ersten Verhandlungsthemas gar nicht so selbstverständlich.

Denn heute wurde vor allem über die Schnittstellen - also über den Übergang zwischen Kindergarten und Volksschule bzw. der Volksschule und der Neuen Mittelschule oder des Gymnasiums - gesprochen. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wurde ein wenig konkreter: "Es wurde thematisiert, dass die Trennung mit zehn Jahren nicht für alle die ideale Lösung ist." Was man sich da überlegen will – und vor allem: wie man die sehr konträren Meinungen von SPÖ und ÖVP hier unter einen Hut bringt -, ist aber weiter offen. In den nächsten Wochen solle es zum Thema Schnittstellen eine "Defizitanalyse" geben. Darauf aufbauend wolle man politische Entscheidungen treffen.

Nächster Termin erst Anfang März

Angesprochen wurde auch der Übergang vom Kindergarten in die Volksschule. Dass man die Schuleingangsphase verbessern will, paktierte die Regierung ja bereits bei der Klausur in Schladming im Herbst. Und: Auch die 15-Jährigen sind Thema. Hier könnte womöglich die Idee einer mittleren Reife (auch als Mini-Matura bezeichnet) wieder zum Vorschein kommen.

Generell einigten sich die Verhandler darauf, zuerst über die Inhalte und die Pädagogik zu sprechen und sich erst dann mit den Strukturfragen auseinanderzusetzen. "Das ständige Herumdoktern soll ein Ende haben", sagt Staatssekretär Mahrer. Lösungen sollen neben der Schnittstellenproblematik auch für die Themen Ganztagsschule, Sprachförderung und Bildungsdefizite gefunden werden. Die Frage, ob die Lehrer künftig von den Ländern oder dem Bund verwaltet werden sollen, war bislang kein Thema. In welche Richtung es in puncto Strukturen gehen soll, ist schon jetzt klar: Die Schulen sollten künftig mehr Dinge autonom entscheiden können. 

Der nächste Verhandlungstermin ist erst für Anfang März geplant. Einen genauen Zeitplan gibt es aber ebenso wenig wie einen fixen Endpunkt. Man wolle noch in diesem Jahr so weit wie möglich kommen, sagte die Bildungsministerin.

Die Kommission

SPÖ und ÖVP haben je vier Vertreter nominiert, die über Bildungsfragen diskutieren sollen, je zwei Bundes- und zwei Ländervertreter.

SPÖ: Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, Kanzleramtsminister Josef Ostermayer, der Kärntner Landeschef Peter Kaiser und der burgenländische Landeschef Hans Niessl.

ÖVP: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Staatssekretär Harald Mahrer, der niederösterreichische Landeschef Erwin Pröll und der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

(j.n./beba)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Schule

Bildungsreformer müssen „Missverständnis“ klären

Erstmals tagt heute die Bildungsreformkommission. Über die Schulverwaltung wird erst später gesprochen.
Home

Darüber müssen die Bildungsreformer reden

Mit Verspätung trifft sich heute erstmals die Bildungsreformkommission. Von Geld über Autonomie bis zum Lehrerimage: „Die Presse“ hat elf Punkte ausgemacht, über die Heinisch-Hosek, Pröll und Co. dringend reden müssen.
Schule

Bildungsreform: "Man darf keine Weltwunder erwarten"

Ist von der Arbeitsgruppe der Regierung eine radikale Bildungsreform zu erwarten? Die Lehrervertreter glauben nicht daran.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.